Das sind die Arbeitgeber mit der besten Work-Life-Balance
Für Bewerber und Berufsanfänger ist sie ein wichtiges Kriterium bei der Arbeitgeberwahl: die perfekte Balance zwischen Job und Privatleben. Doch vor allem große Wirtschaftskanzleien stellt die Work-Life-Balance vor große Herausforderungen. Manche Arbeitgeber erfüllen den Wunsch der Bewerber nach Vereinbarkeit von Beruf und Freizeit besser als andere.
Typischerweise beginnt ein Arbeitstag in einer Kanzlei um kurz vor neun und endet gegen 20 Uhr. Schnell kommen so laut aktueller azur-Umfrage 52 Wochenstunden zusammen. Ein gesunder Ausgleich zwischen Arbeit und Privatleben gestaltet sich entsprechend schwierig. Und doch gibt es sie, die Arbeitgeber mit moderater Arbeitslast und viel Engagement für eine gute Work-Life-Balance.
Unternehmen führen das Feld an
Fünf Sterne konnte in der Bewertung der azur100-Redaktion nur die DZ Bank erreichen. Mit laut azur-Umfrage rund 41 Stunden sitzen Syndizi hier fast zwei Stunden pro Woche weniger am Schreibtisch als Kollegen in anderen Rechtsabteilungen. Daneben punktet die DZ Bank mit einem Betriebskindergarten, planbaren Arbeitszeiten, freien Wochenenden und familienfreundlicher Terminfindung. Kein Wunder, dass die Teilnehmenden der azur-Umfrage dieses Engagement mit Spitzennoten honorieren.
Auch insgesamt schneiden Unternehmen in puncto Work-Life-Balance deutlich besser ab als Kanzleien. In der azur-Associate-Umfrage 2024 gaben Inhouse-Anwälte sowohl für die Vereinbarkeit von Job und Privatleben als auch von Karriere und Familie bessere Noten als ihre Kolleginnen und Kollegen in Kanzleien. Von den zehn Top-Arbeitgebern in Rechtsabteilungen erhielten fünf Unternehmen vier Sterne für die Work-Life-Balance.
Flexible Arbeitszeiten machen zufrieden
Überdurchschnittlich zufrieden mit ihrer Arbeitsbelastung zeigen sich etwa auch die Nachwuchsjuristinnen und -juristen bei der Allianz. Viel Lob gib es vor allem für die flexiblen Arbeitszeiten. Ein weiterer Pluspunkt: Wer mag, kann hier seinen Laptop bis zu 25 Tage im Jahr im Ausland aufklappen. Eine der größten und renommiertesten Rechtsabteilungen ist die von Siemens. Das Unternehmen engagiert sich besonders für die Aus- und Weiterbildung und punktet neben flexiblen Arbeitszeitmodellen mit sinnstiftender Arbeit unter „coolen Leuten in angenehmer Atmosphäre“.
In der Rechtsabteilung von RWE ist die Stimmung ebenfalls gut und der Teamgeist groß. In der azur-Associate-Umfrage bewerten die Syndizi Arbeitsbelastung und Work-Life-Balance überdurchschnittlich gut. Flexible Absprachen zur Arbeitszeit sind möglich und nach 19 Uhr gehen keine Mails ein, berichten Umfrageteilnehmer. Mit „geregelten Arbeitszeiten“ und einem „extrem familienfreundlichen Team“ kann auch Fresenius punkten. Obwohl die Syndizi laut azur-Umfrage mit rund 45 Wochenstunden etwa eine Stunde mehr arbeiten als derzeit in Rechtsabteilungen üblich, sind sie mit ihrer Arbeitsbelastung zufrieden.
Vorbilder unter den Kanzleien
Je größer die Kanzlei, desto schwieriger scheinen Beruf und Freizeit aus Associatesicht unter einen Hut zu bekommen. Als einziger Top50-Arbeitgeber kann nur Osborne Clarke mit vier Sternen in puncto Work-Life-Balance glänzen. Ein Grund für die Zufriedenheit dürfte in der Arbeitsbelastung liegen: Mit laut azur-Umfrage knapp 50 Stunden pro Woche arbeiten die Associates bei OC immerhin rund zwei Stunden weniger als der Marktdurchschnitt – „Arbeitszeiten, die für eine Wirtschaftskanzlei in Ordnung sind“, meint ein Umfrageteilnehmer.
Besser als in Großkanzleien ist die Work-Life-Balance häufig in den kleinen Einheiten. Hier können vor allem Kanzleien wie Neuwerk, Greenfort, Hausfeld oder Orbit beim juristischen Nachwuchs punkten. Sie überzeugen etwa mit flexiblen Homeoffice- und Teilzeitmöglichkeiten. Bei Hausfeld gibt es zu den bereits üppigen 35 Urlaubstagen eine kanzleiseitige „Nicht-stören“-Garantie obendrauf.
Auch in der Corporate-Boutique Honert sind die Associates mit der Work-Life-Balance überdurchschnittlich zufrieden und loben die gute Auslastungsverteilung. Hierfür setzt Honert auf ein spezielles Auslastungstool. Laut Angaben in der azur-Umfrage arbeiten Associates hier im Schnitt 48 Stunden pro Woche – und damit rund vier Stunden weniger als der Durchschnitt.
Auf Wunsch Viertagewoche
Bei Loschelder in Köln sind die Associates sehr zufrieden mit dem Ausgleich zwischen Arbeit und Freizeit. Die Mittelstandskanzlei bietet allen Associates ohne spezielle Begründung die Möglichkeit einer Viertagewoche an. Bei 48 Stunden durchschnittlicher Wochenarbeitszeit heben mehrere Teilnehmerinnen und Teilnehmer der azur-Associate-Umfrage die gute Work-Life-Balance hervor.
Deutlich mehr vom Tag haben auch die Associates von Melchers und RSM Ebner Stolz. Mit laut azur-Umfrage knapp 47 Wochenstunden arbeiten die Associates bei RSM fünf Stunden weniger als der Durchschnitt. Auch in der Heidelberger Traditionskanzlei Melchers gehen Juristinnen und Juristen mit 45 Arbeitsstunden pro Woche deutlich früher nach Hause als ihre Kollegen bei den Wettbewerbern. „Feierabend heißt wirklich Feierabend“, kommentiert ein Teilnehmer in der azur-Associate-Umfrage.
Tarifliche Arbeitszeit in Behörden
Eine interessante und familienfreundliche Alternative zur Großkanzlei oder Konzernrechtsabteilung ist die Behörde. So lockt etwa die BaFin – Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht mit abwechslungsreichen und interessanten Arbeitsinhalten, die von Geldwäsche-Prävention und Verhinderung der Finanzierung von Terrorismus bis zur Versicherungsaufsicht reichen. Neben einer sinnstiftenden Tätigkeit kommen Syndizi hier in den Genuss einer „gelebten Work-Life-Balance“. Zwar gibt es für den Nachwuchs weniger Möglichkeiten aufzusteigen und ein deutlich niedrigeres Gehalt als in Top-Kanzleien. Geregelte Arbeitszeiten ermöglichen dafür einen gesunden Ausgleich im Privatleben.
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