Taylor Wessing
Top-Arbeitgeber: Platz 28Full-Service-Kanzlei mit Tech-Fokus
Schöner Ausblick, große Namen. Büros in zentralen Innenstadtlagen oder eine Dachterrasse mit Blick auf die Hamburger Elbphilharmonie erzeugen echte Großkanzlei-Atmosphäre bei Taylor Wessing. Das gilt auch für die Mandatsarbeit: Namhafte Unternehmen, darunter Tech-Konzerne wie Google, setzen immer wieder auf die deutsche Full-Service-Kanzlei. Doch große Namen sorgen meist auch für viel Arbeit. Mit rund 53 Stunden pro Woche arbeiten TW-Associates laut azur-Umfrage genau so viel wie der Marktdurchschnitt. Dennoch sind sie mit ihrer Arbeitslast und Work-Life-Balance vergleichsweise unzufrieden. Viele wünschen sich ein besseres „Zeit- und Projektmanagement“ und „Neueinstellungen zur Entlastung“. Einer stellt fest: „Die Arbeitsbelastung schwankt zwischen den Abteilungen stark.“
Gutes Klima, Defizite bei Kommunikation. Die diversen Kritikpunkte, etwa auch zum Gehalt, haben erheblichen Einfluss auf die Gesamtzufriedenheit, die zuletzt deutlich unter den Marktdurchschnitt sank. Ein grundlegendes Problem bei TW, das sich während der Pandemie noch verschärft hat, ist die interne Kommunikation. Der Großteil der Umfrageteilnehmer ist damit ziemlich unzufrieden, doch ein Blick auf die Einzelmeinungen zeigt, dass Anwälte gespalten sind. Die einen betonen den „offenen und ehrlichen Austausch zwischen Geschäftsführung und Associates“, andere ärgern sich über „schlechte Kommunikation und fehlende Wertschätzung“. Insbesondere das Verhältnis von Vollpartnern zu angestellten Anwälten jeder Karrierestufe scheint nicht intakt. Einige Associates, aber auch ehemalige Referendare heben den „guten Teamspirit“ und „großen Zusammenhalt“ unterhalb der Partnerschaft hervor. Wohl auch deshalb sind Associates, die an der azur-Umfrage teilnahmen, mit dem Betriebsklima weitgehend zufrieden. Ein Associate lobt die „für eine Großkanzlei sehr entspannte Atmosphäre“ und betont die „gute Förderung“. Ein anderer Anwalt meint, dass TW „ein ungemein gutes Gemeinschaftsgefühl vermittelt“.
Teilzeitkarriere möglich, aber schwierig. Eine Karriere in Teilzeit ist bei TW generell möglich: Das belegen alleine die aktuell 15 auf Teilzeitbasis tätigen Vollpartner, darunter acht Frauen. Damit steht TW verglichen mit anderen Großkanzleien gar nicht so schlecht da. Zudem kam mit der Corona-Pandmie ein flexibleres Homeoffice. Trotz verschiedener Teilzeitmodelle vergeben die Asociates in puncto Vereinbarkeit von Karriere und Familie in der azur-Umfrage unterdurchchnittliche Noten. Nicht nur weibliche Teilnehmer empfinden „eine Ungleichbehandlung bei Teilzeit hinsichtlich des Karrieretracks“. Während viele Umfrageteilnehmer Teilzeit als „inoffiziellen Karrierekiller“ bezeichnen, erkennen andere immerhin „erste Schritte“ und „Bemühungen, Dinge zu verbessern“. Fest steht: Die Kanzlei hat viele Einzelbaustellen und das Management einiges zu tun.
- 40 bis 60 Volljuristen
- 75 Referendare
- 75 Praktikanten
Praktikum & Referendariat
Praktikanten und Referendare erwartet ein strukturiertes Programm. Ein Mentor koordiniert das Kennenlernen verschiedener Rechtsbereiche. Während der Pandemie gibt es digitale Veranstaltungen zur standortübergreifenden Vernetzung. Referendare erhalten im Marktvergleich ein gutes Paket aus Kaiserseminaren und -klausuren, Jura-Intensivkursen und Englischunterricht. Teilnehmer aus der azur-Bewerberumfrage erlebten unterschiedliche Stages: „Der Erfolg hängt stark vom Engagement der Mentoren ab, da gibt es neben ganz tollen leider auch ein paar Totalausfälle“, andere hatten „eine der besten Stationen“.
Ausbildung & Karriere
Berufseinsteiger erwartet ein marktübliches Ausbildungsprogramm, geprägt durch Mentoren, regelmäßiges Feedback und Weiterbildung. Teilnehmer der azur-Umfrage beschreiben es als „breit und umfangreich“. Dazu zählen Soft-Skills-Trainings oder die Übernahme einer Fachanwaltsausbildung. Ein Kennenlernen anderer Praxisgruppen ist ebenso möglich wie ein Secondment bei Mandanten. Nach den ersten drei Jahren steht der Aufstieg zum Senior Associate an, danach die Entscheidung des Karrierewegs zum Unternehmer- oder Expertentrack. Nur der erste führt in die Vollpartnerschaft, die Experten bleiben dauerhaft angestellt. Die Karrierewege sind auch zu späterem Zeitpunkt noch durchlässig. TW-Associates sind unzufriedener mit ihren Aufstiegschancen, sowohl innerhalb als auch abseits der Partnerschaft, als Anwälte in anderen Kanzleien. Ein Teilnehmer der azur-Umfrage beschreibt das Karrieremodell als „extrem undurchsichtig und wenig hilfreich“.
Arbeit, Leben & Familie
- Kooperationspartner für Kinderbetreuung und Mental Health
- Individuelle Auszeiten vom Arbeitsvertrag möglich
- Alternativer Salary-Partnertrack ohne unternehmerischen Druck
- Mobiles Office an acht Tagen im Monat
Stand: Druckausgabe von azur100 2022 mit Erscheinungsdatum 18.03.2022 (Ausnahme: Gehälter, diese werden regelmäßig aktualisiert). Wie kommen die Analysen in azur100 zustande? Lest hier die ausführliche Methodik.
Standorte in Deutschland: Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg und München
Anwälte in Deutschland: 123 Vollpartner, 96 Non-Equity-Partner, 182 Associates und 11 of Counsel
Frauenanteil Anwälte: 34,5 %; 12,2 % innerhalb der Vollpartnerschaft
Internationale Präsenz: Taylor Wessing hat mehrere europäische Büros und ist weltweit u.a. in Dubai, Schanghai, Hongkong und Peking vertreten. Repräsentanzbüros hat sie in New York City und Palo Alto. Es besteht eine Kooperation mit der US-Kanzlei Wilson Sonsini.
Bei TW gilt im Idealfall das Prinzip „2 aus 4“: Von den 4 Qualifikationen – 2 Prädikatsexamina, LL.M.-Titel oder Promotion – sollten Bewerber 2 mitbringen. Verhandlungssicheres Englisch und ein Grundverständnis von ökonomischen Prozessen insbesondere im angestrebten Rechtsgebiet sind ebenfalls wünschenswert. Nach einem ersten Kennenlerngespräch, bei dem der Werdegang des Kandidaten sowie das Karrieresystem der Kanzlei besprochen werden, folgt ein zweites. Dabei steht das Kennenlernen des Teams sowie der Geschäftsführung des Standortes im Mittelpunkt. Dies kann auch im Rahmen eines informellen Mittagessens stattfinden. Bewerber beurteilen das Verfahren als „unkompliziert“ und heben das „zwanglose Kennenlernen mit dem Team“ hervor.
Associates:
1. Jahr: 110.000 Euro
plus Bonus bis 50.000 Euro
2. Jahr: 110.000 Euro
plus Bonus bis 50.000 Euro
3. Jahr: 120.000 Euro
plus Bonus bis 50.000 Euro
Referendare: 850 Euro*; max. 5.000 Euro/Monat
*pro Wochenarbeitstag im Monat
Wissenschaftliche Mitarbeiter: 850 Euro* (vor dem 1. Examen), 1.000 Euro* (nach dem 1. Examen), 1.100 Euro (nach dem 2. Examen)
*pro Wochenarbeitstag im Monat
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