Linklaters
Top-Arbeitgeber: Platz 3Britisch-deutsch-internationale Kanzlei mit Führungsanspruch
Deutsche Traditionsadresse. What? Englischer Name, weltweite Präsenz, Lockstep mit Gates und Superpoints – klingt doch alles erst mal nach dem, was man sich so unter einer internationalen Großkanzlei vorstellt. Einerseits stimmt das auch. Als eine der Londoner Spitzenkanzleien aus dem Magic Circle ist Linklaters fest gebucht, wenn Banken, Finanzdienstleister und Private-Equity-Investoren Rechtsberater brauchen. Das prägt auch den Alltag der deutschen Anwälte, zumal in Frankfurt, wo die (echten) Büros der Kanzlei direkt neben dem (computergenerierten) Doppelturm aus der TV-Serie ‚Bad Banks‘ stehen. Andererseits ist keine Kanzlei enger mit den Dax-Konzernen verbunden, ausgenommen vielleicht noch Hengeler Mueller. Entsprechend traditionell tritt Linklaters etwa in Düsseldorf auf: Wer das Stadtpalais in der Königsallee betritt, wartet unter einem idyllischen Deckengemälde aus dem 19. Jahrhundert, bis der Portier die Telefonanlage bedient hat, mit der man annodazumal den Vorstand der Deutschen Bank erreichen konnte.
Ungewohnte Perspektiven. Weniger friedlich war die Atmosphäre im Düsseldorfer Büro, nachdem mehrere erfahrene Anwälte unter dem Kürzel LMPS eine eigene Kanzlei gründeten. Für Linklaters war die Abspaltung ein Novum – und für viele Associates offenbar der Anstoß, ihr Glück woanders zu suchen. „Der Spin-off hat vielen gezeigt, dass eine Karriere abseits von Linklaters möglich und vielleicht sogar nötig ist – auch den Jüngeren, die uns immer früher verlassen, was weiter auf die Stimmung schlägt“, erklärt ein Associate in der azur-Umfrage. Insgesamt sind die Linklaters-Anwälte aber nach wie vor recht glücklich mit ihrer Kanzlei: In der azur-Associate-Umfrage bekommt die Kanzlei in vielen Punkten deutlich bessere Noten als die übrigen Magic-Circle-Kanzleien, etwa beim
Betriebsklima.
Platz für Aufsteiger. Die Arbeitslast bei Linklaters ist rund 56 Wochenstunden laut azur-Umfrage hoch wie eh und je. Auch Kritik an den Aufstiegschancen ist nicht neu. Die Kanzlei reagiert mit erweiterten Mentoring- und Coaching-Angeboten für erfahrene Associates. Um den Frauenanteil in der Partnerschaft zu steigern, hat sie ein eigenes Förderprogramm gestartet, an dem bereits mehrere Dutzend Anwältinnen teilgenommen haben. Ganz unabhängig vom Geschlecht dürfte Linklaters in nächster Zeit eine besonders ergiebige Adresse für Bewerber sein: Weil die Mannschaft im vergangenen Geschäftsjahr hier stärker geschrumpft ist als anderswo, muss die Kanzlei umso schneller aufholen. Das deutsche Geschäft wartet ebenso wenig wie das internationale.
- 40 bis 50 Volljuristen
- 180 Referendare
- 130 Praktikanten
Praktikum & Referendariat
Praktikanten durchlaufen ein strukturiertes Training, das neben Einblicken in die Mandatsarbeit auch Vorträge zu Fachthemen und Soft Skills umfasst. Ehemalige loben das Programm in der azur-Umfrage als „informativ“ und „umfangreich“. Ex-Referendare betonen vor allem das breite Ausbildungsprogramm, das inzwischen auch Legal-Tech- und Soft-Skills-Trainings umfasst, sowie Kaiser-Repetitorien. Manche wünschen sich zusätzlich mehr individuelle Ausbildung und Feedback. Die Ausbildung fand phasenweise vor allem virtuell statt und ermöglichte das Kennenlernen über die Standortgrenzen hinweg.
Ausbildung & Karriere
Für die Aus- und Weiterbildung erhält Linklaters in der azur-Associate-Umfrage schon seit Jahren gute Noten. Neben fachlichen Inhalten bietet die Kanzlei ein laufend erweitertes Soft-Skills-Trainingsprogramm, das auch auf ganz spezielle Gruppen zugeschnittene Inhalte bietet, etwa Führungstrainings für neu ernannte Managing Associates. Zum Großteil wurden die Fortbildungen in der Pandemie auf Onlineformate umgestellt. Inzwischen gibt es für bestimmte Themen Hybridtrainings, bei denen einige Teilnehmer physisch vor Ort, einige von anderswo zugeschaltet sind. Vorn dabei ist Linklaters, wenn es um Zukunftsthemen geht: Neben Legal Tech vermittelt die Kanzlei verstärkt auch Kenntnisse, die über das klassisch-juristische Spektrum deutlich hinausgehen, etwa Projektmanagement. Die Associates loben das Angebot als „vielseitig“, „umfassend“ und „einfach top“. Ihre Aufstiegschancen sehen sie dagegen – wie ihre Kollegen in den meisten Top-Kanzleien – eher negativ, obwohl Linklaters alljährlich mehrere Partner in Deutschland ernennt.
Arbeit, Leben & Familie
- Karrieretrack mit maximal 40-Stunden-Woche, Wechsel auf konventionelle Laufbahn bleibt möglich
- Eltern-Kind-Büros und Notfallkinderbetreuung
- Familienservice organisiert Pflege und Assistenzen.
- Umfangreiches Coaching-Programm u.a. für Lockdown-bedingte Belastungssituationen, Resilienztrainings
Stand: Druckausgabe von azur100 2022 mit Erscheinungsdatum 18.03.2022 (Ausnahme: Gehälter, diese werden regelmäßig aktualisiert). Wie kommen die Analysen in azur100 zustande? Lest hier die ausführliche Methodik.
Standorte in Deutschland: Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg und München
Anwälte in Deutschland: 64 Vollpartner, 28 Counsel, 211 Associates und 6 of Counsel
Frauenanteil Anwälte: 35,3 %; 14,1 % innerhalb der Vollpartnerschaft
Internationale Präsenz: Linklaters hat weltweit 31 Standorte, den Großteil davon in Europa. Eigene Büros gibt es außerdem in den USA, in Brasilien, Afrika sowie im Nahen Osten, in Asien und Australien.
Voraussetzung sind 2 vollbefriedigende Examina. Das gilt beim regulären und beim alternativen Karrieretrack gleichermaßen. Wer vorher schon als Referendar oder wissenschaftlicher Mitarbeiter einen guten Eindruck hinterlassen hat, kann unter Umständen auf eine Ausnahmeregelung hoffen, wenn ein Examen nicht ganz diesem Maßstab entspricht. Ein LL.M.-Titel bringt zudem Pluspunkte, eine Promotion ebenso. Gutes Englisch ist Pflicht. Das 1. Gespräch führen 2 Partner, beim 2. Gespräch sind weitere Teammitglieder dabei. In der azur-Bewerberumfrage äußern sich die allermeisten Teilnehmer positiv und loben den Bewerbungsprozess als „gut organisiert“, „transparent“ und „unkompliziert“.
Associates:
1. Jahr: 140.000 Euro
2. Jahr: 145.000 Euro plus Bonus bis 10.000 Euro
3. Jahr: 145.000 Euro
plus Bonus bis 20.000 Euro
Referendare: 1000 Euro*
Wissenschaftliche Mitarbeiter: 14,43 Euro/h (vor dem 1. Examen), 28,78 Euro/h (nach dem 1. Examen), 37,53 Euro/h (nach dem 2. Examen)
*pro Wochenarbeitstag im Monat
- Arbeitsrecht
- Außenwirtschaftsrecht
- Bank- und Finanzrecht
- Compliance-Untersuchungen
- Gesellschaftsrecht
- Immobilien- und Baurecht
- Insolvenz und Restrukturierung
- Kartellrecht
- Konfliktlösung
- M&A, Private Equity und Venture Capital
- Öffentlicher Sektor
- Patentrecht
- Regulierte Industrien
- Versicherungsrecht