Hogan Lovells
Top-Arbeitgeber: Platz 4US-Kanzlei mit ausgefeiltem Diversity-Programm
Diversity ist kein Lippenbekenntnis. Wenn etwas bei Hogan Lovells (HL) stimmt, dann ist es die Arbeitsatmosphäre – das meinen zumindest die Associates in der azur-Umfrage und loben: „Netter Umgangston“, „tolle Kollegen“, „super Arbeitsumfeld“. Die Noten sind entsprechend gut. Auch wie die Kanzlei mit den Themen Diversity und Gleichbehandlung umgeht, finden die jungen Juristen ziemlich gut. Tatsächlich zählt die US-Kanzlei in dem Punkt zu den Vorreitern im Markt. Nur wenige Kanzleien haben ein so ausgefeiltes Programm und so viele Angebote, die auf inklusive Zusammenarbeit abzielen. Hinzu kamen zuletzt etwa ein Mentoring-Programm für weibliche Senior Associates oder eine LGBTQ-Reihe, in der Role Models von ihren Erfahrungen berichten. Allen Bemühungen zum Trotz sprechen die Zahlen eine andere Sprache. Mit einem Frauenanteil von 17 Prozent auf Partnerebene liegt HL weder im guten Marktmittelfeld, noch konnte sie ihr selbst verordnetes Ziel erreichen, den Anteil weiblicher Partner bis zum Jahr 2022 auf 30 Prozent zu steigern.
Tolles Angebot, aber keine Zeit. Umfangreich ist die Anwaltsausbildung konzipiert: Das Angebot gehört seit Jahren zur Marktspitze, trotzdem hat Hogan Lovells erneut nachgebessert und auf aktuelle Entwicklungen in der Mandatsarbeit reagiert – etwa mit einem Coding-for-Lawyers-Workshop. Trotz üppigen Angebots vergeben die Associates in der azur-Umfrage leicht unterdurchschnittliche Noten. Zwar gibt es auch viel Lob für den „Ausbau und die Internationalisierung der Ausbildung“ und für einzelne Seminare, in der Gesamtschau lassen die Anwälte aber durchblicken, dass die Möglichkeit, sich überhaupt weiterbilden zu können, und auch die individuelle Karriereförderung recht stark vom Vorgesetzten abhängen.
Mehr Unterstützung für Eltern. Eher individuell wird auch über die Arbeit im Homeoffice entschieden, sagen die Umfrageteilnehmer. Viele Associates wünschen sich gerade hier klare Ansagen, um Familie/Privatleben und Job besser vereinbaren zu können. Anders als in vielen Kanzleien gibt es keine klare Homeoffice-Politik, vielmehr entscheiden die Praxisgruppen individuell. Neben der Kanzlei-Kita in München ist HL nun auch an ihren anderen Standorten Kooperationen eingegangen, die ein Kontingent an Betreuungsplätzen garantieren. Freuen dürfte zudem alle, dass HL beim Gehalt mit anderen Spitzenkanzleien wie Clifford Chance und Linklaters gleichgezogen hat. Seit 2022 zahlt sie Berufseinsteigern nun einheitlich 140.000 Euro. Im Gegensatz zu deren Belegschaft waren die HL-Associates allerdings auch bisher nicht unzufrieden mit ihrem Gehalt. In der neuen Vergütungsstruktur werden nicht abrechenbare Tätigkeiten stärker bonusrelevant berücksichtigt. Das ermöglicht jedem Associate, sich bei Nachhaltigkeitsthemen oder der Pro-bono-Arbeit stärker einzubringen.
- 70 bis 75 Volljuristen
- 200 Referendare
- 50 Praktikanten
Praktikum & Referendariat
Wie viele Großkanzleien setzt auch HL bei der Nachwuchsgewinnung früh an und bildet angehende Juristen umfassend aus. Das Programm umfasst alle marktüblichen Elemente wie Mentoring, Training on the Job und Soft-Skills-Schulungen. Englischkurse für alle und Klausurenkurse von etablierten Anbietern für Referendare gehören ebenso dazu wie Secondments an ausgewählten internationalen Standorten. Nachwuchsjuristen loben in der azur-Bewerberumfrage das „umfangreiche Programm“, bemängeln aber zugleich, dass die „Einbindung in die tägliche Arbeit sehr teamabhängig ist“.
Ausbildung & Karriere
Die Associate-Ausbildung bei HL ist sehr umfangreich und erfüllt weit mehr als den Marktstandard. Viele Angebote sind international ausgerichtet, um über die Ländergrenzen hinweg einheitliche Beratungsstandards einzuführen und die internationale Zusammenarbeit zu fördern. Herzstück des Angebots ist eine eigene Akademie. Coronabedingt seit 2020 vollständig digitalisiert, bietet sie eigentlich eine Mischung aus digitalen und Präsenzveranstaltungen. Obwohl auch 2021 um neue Inhalte ergänzt, bewerten die Associates ihr Fortbildungsangebot in der azur-Umfrage leicht unterdurchschnittlich. Einige wünschen sich „mehr Individualität in der Ausbildung“, viele meinen, dass die „Qualität des Angebots seit Pandemiebeginn nachgelassen“ hat. Die Karriereleiter hat bei HL vier Stufen: Associate, Senior Associate, Non-Equity-Partner und letztlich Vollpartner, wobei die Kanzlei den genauen Partnerstatus nicht offenlegt.
Arbeit, Leben & Familie
- Eigene Kita in München, Kooperationen mit Kitas und Vermittlung von Betreuungsplätzen an allen anderen Standorten
- Sehr umfangreiche Angebote von gendergerechter Kommunikation bis zu spezifischen Förderprogrammen für Frauen
- Zwei Diversity-Manager in Deutschland
Stand: Druckausgabe von azur100 2022 mit Erscheinungsdatum 18.03.2022 (Ausnahme: Gehälter, diese werden regelmäßig aktualisiert). Wie kommen die Analysen in azur100 zustande? Lest hier die ausführliche Methodik.
Standorte in Deutschland: Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg und München
Anwälte in Deutschland: 103 Partner, 62 Counsel, 259 Associates und 4 of Counsel
Frauenanteil Anwälte: 41,1 %; Vollpartnerinnenquote unbekannt
Internationale Präsenz: Weltweit eine der größten Sozietäten mit 2.500 Anwälten. Die voll integrierte Kanzlei hat 46 Büros in Europa, Afrika, Asien, Australien, Südamerika und den USA.
Bewerber sollten mindestens 18 Punkte in beiden Staatsexamen und sehr gute Englischkenntnisse vorweisen können. Bei den Noten macht HL nur selten Ausnahmen. Eine Promotion oder ein im Ausland erworbener LL.M. werden allerdings berücksichtigt. Wer schlechtere Noten mitbringt, kann als Project Associate mit einer niedrigeren Vergütung, fest umrissenen Aufgabenbereichen, aber ohne Partnerchancen einsteigen. Associates wählt HL in einem zweistufigen Bewerbungsverfahren aus. Im ersten 1- bis 3-stündigen Gespräch mit Partnern steht das gegenseitige Kennenlernen im Vordergrund. Spätestens im Zweitgespräch lernt der Bewerber sein potenzielles Team intensiv kennen. „Super“, „schnell“ und „unkompliziert“ finden die Teilnehmer der azur-Umfrage das Verfahren.
Associates:
1. Jahr: 140.000 Euro plus Bonus bis 21.000 Euro
2. Jahr: 142.500 Euro plus Bonus bis 22.000 Euro
3. Jahr: 145.000 Euro plus Bonus bis 23.000 Euro
Referendare: 800 Euro* (variiert nach Standort)
Wissenschaftliche Mitarbeiter: 700 Euro* (vor dem 1. Examen), 800 Euro* (nach dem 1. Examen), 1.200 Euro* (nach dem 2. Examen)
*pro Wochenarbeitstag im Monat
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