Flick Gocke Schaumburg
Top-Arbeitgeber: 2 Sterne
Der (super erfolgreiche) deutsche Sonderweg
Erfolg und Kritik. Sie ist die zehntgrößte Kanzlei Deutschlands, wenn man alle Steuerexperten mitzählt. Immerhin unter den Top 20, wenn man sich auf den Anwaltsbereich beschränkt. Und beim Kanzleiumsatz sogar Deutschlands Nummer acht: Das ist Flick Gocke Schaumburg (FGS). Diese Erfolgsbilanz ist kaum zu glauben, wenn man einige der Zuschreibungen hört, die externe Anwälte in der azur-Associate-Umfrage machen: „zu steif“, „alte, konservative Strukturen“, „isolierte Teams“ oder „ein Haifischbecken“. Insgesamt ist die Einschätzung von außen sehr gemischt, und auch in den eigenen Reihen offenbart die Umfrage sowohl Kritik als auch Lob: von „archaisch“ und „verkrustet“ über „alles sehr partnerabhängig“ bis „unglaublich hohes Niveau“ und „Ich liebe jede Sekunde!“.
Wunsch nach Struktur. Die Wachstumsgeschichte von FGS zeigt, wie man aus einer Spezialisierung heraus zur bundesweiten Großkanzlei werden kann – mit ganz unterschiedlichen Rechts‑ gebieten und einer Mandantenstruktur, die auch viele vermögende Privatpersonen einschließt. Das Wachstum hat für die Kanzlei aber auch strukturelle Herausforderungen gebracht. Wenn sich die FGS-Associates mit anderen Großkanzleien vergleichen, sehen sie laut Umfrage viel Nachholbedarf – etwa unter den Überschriften „offenere Kommunikation“, „bessere Organisation der Teams“ oder „mehr Flexibilität“. In der Ausbildung fördert FGS insbesondere das Steuerberaterexamen, aber auch Promotionsvorhaben unterstützt die Sozietät mit angepassten Arbeitszeiten. Alle Associates profitieren von einem sowohl breiten als auch maßgeschneiderten Schulungsprogramm, das sowohl juristische Themen als auch Markt-/Geschäftsentwicklungsthemen und die persönliche Weiterentwicklung umfasst. Mit fortschreitender Berufserfahrung unterstützt FGS dann auch den Weg zur Partnerkarriere, neuerdings mit einem sogenannten Peer Mentoring, das Senior Associates in Tandems zusammenbringt, um sich gegenseitig Feedback und Hilfestellung bei der Karriereentwicklung zu geben.
Hürden für Frauen? Gegenseitige Unterstützung soll auch ein internes Frauennetzwerk bei FGS bieten. Schließlich liegt die Kanzlei beim Frauenanteil weit hinten. Obwohl die Gleichbehandlung von Frauen und Männern gar nicht so schlechte Noten in der azur-Umfrage erhält, ist doch erkennbar, dass viele Teilnehmerinnen von einer Männer-/Partner-Barriere ausgehen, die ihre Karriere erschwert. „Die Einstellung zu Teilzeit verbessern!“, fordert eine Teilnehmerin – und das, obwohl tatsächlich ganz unterschiedliche Teilzeitregelungen gelebt werden. Immerhin hat die Kanzlei zuletzt einige Anwältinnen zu Partnerinnen ernannt.
- 30 bis 35 Volljuristen
- 50 Referendare
- 80 Praktikanten
Praktikum & Referendariat
An allen Standorten bietet FGS ein sechswöchiges Praktikantenprogramm an. Es beinhaltet neben einem zweitägigen Kennenlernen des Bonner Stammbüros und zahlreichen Veranstaltungen auch die Betreuung durch einen Tutor, der Praktikanten eng ins tägliche Geschäft einbezieht. Gleiches gilt für Referendare, die im Mandat arbeiten und an Schriftsätzen oder Präsentationen mitwirken. Dazu gibt es strukturiertes Feedback in Form eines Zwischen- und Abschlussgesprächs. „Es gab wenig Teamwork“, erinnert sich ein Ex-Referendar in der azur-Bewerberumfrage. Zusätzlich gibt es Repetitorien: Je ein Tag Öffentliches Recht, Zivil- und Strafprozessrecht, außerdem einen Online-Englischkurs.
Ausbildung & Karriere
Für Associates in den ersten drei Berufsjahren gibt es eine spezielle Akademie. Dort schult FGS den Nachwuchs zu fachlichen und nichtfachlichen Themen. Für Associates ab dem dritten Berufsjahr folgt ein 18- monatiges Schulungsprogramm, das persönliche und Business Skills in den Blick nimmt. Allen offen steht die interne Fortbildungsakademie, die fachliche, aber auch übergreifende Workshops bündelt und zuletzt um Soft-Skills-Kurse erweitert wurde. Traditionell fördert FGS individuelle Weiterbildungen, besonders zum Steuerberater oder Wirtschaftsprüfer sowie Fachanwalts- und LL.M.-Titel. Auch ein Secondment bei befreundeten Kanzleien aus dem Taxand-Netzwerk ist möglich. Trotz des breiten Angebots vergaben die FGS-Associates zuletzt unterdurchschnittliche Noten für die Weiterbildung. Assoziierte Partner durchlaufen in ihrem ersten Jahr ein Programm, in dem sie in Kleingruppen und mit zwei externen Coaches ihren Business Case ausarbeiten. Wer kein Vollpartner werden will, kann dauerhaft als Assoziierter Partner arbeiten. Mit ihren Partnerchancen sind die Associates überdurchschnittlich zufrieden.
Arbeit, Leben & Familie
• Eltern-Kind-Büro und Stillzimmer am Standort Bonn
• Kooperation mit pme Familienservice
• Programm mit Live-Coaching für rückkehrende Eltern über neun Wochen, das den Wiedereinstieg erleichtern soll
Stand: Druckausgabe von azur100 2025 mit Erscheinungsdatum 14.03.2025 (Ausnahme: Gehalt, dieses wird regelmäßig aktualisiert). Wie kommen die Analysen in azur100 zustande? Lest hier die ausführliche Methodik.
Standorte in Deutschland: Bonn, Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, München und Stuttgart
Anwälte in Deutschland: 62 Vollpartner, 47 Non-Equity-Partner, 154 Associates und 5 of Counsel
Frauenanteil Anwälte: 23,5 %; 14,5 % innerhalb der Vollpartnerschaft
Internationale Präsenz: FGS ist Mitglied des internationalen Steuernetzwerks Taxand, das mit rund 3.000 Experten in 50 Ländern weltweit präsent ist.
Wer bei FGS einsteigen möchte, sollte mindestens ein Vollbefriedigend mitbringen. Außerdem ist eine Promotion – auch nicht abgeschlossen oder geplant – sowie Erfahrung mit Veröffentlichungen gerne gesehen. Quereinsteiger aus der öffentlichen Verwaltung (Diplom-Finanzwirte) haben ebenfalls gute Karten. Der Bewerbungsprozess ist auf ein circa einstündiges Gespräch ausgelegt, bei dem sich die Bewerbenden mit dem zuständigen und einem weiteren Partner über ihren Werdegang sowie fachliche und persönliche Erfahrungen austauschen. Außerdem wird die Kanzlei vorgestellt. Im Anschluss können Bewerbende das künftige Team kennenlernen. Nur in Ausnahmefällen findet ein zweites Gespräch statt.
Referendare: 900 bis 1.100 Euro*; max. 5.500 Euro/Monat
Wissenschaftliche Mitarbeiter: 400 bis 600 Euro* (vor dem 1. Examen), 900 bis 1.100 Euro* (nach dem 1. Examen), 1.000 bis 1.200 Euro* (nach dem 2. Examen)
*pro Wochenarbeitstag im Monat
Alle aktuellen Gehälter von Associates und Syndizi in verschiedenen Berufsjahren, im Referendariat und für die wissenschaftliche Mitarbeit findest du in unseren Gehältertabellen.
- Arbeitsrecht
- Bank- und Finanzrecht
- Compliance-Untersuchungen
- Gesellschaftsrecht
- Kartellrecht
- Konfliktlösung
- M&A
- Nachfolge, Vermögen, Stiftungen
- Notariat
- Öffentlicher Sektor
- Private Equity und Venture Capital
- Steuern
- Wirtschafts- und Steuerstrafrecht
Bemerkung: Hier sind nur die Rechtsgebiete aufgelistet, die auch im aktuellen JUVE Handbuch Wirtschaftskanzleien auf www.juve.de bewertet werden.