Bird & Bird
Top-Arbeitgeber: Platz 11Internationale Technologiekanzlei mit IP-Schwerpunkt
Weichen sind gestellt. In der selbst ernannten Technologiekanzlei Bird & Bird (B&B) hat global und in Deutschland ein neues Management das Ruder übernommen. Traditionell setzt B&B ihren Schwerpunkt stark im Gewerblichen Rechtsschutz (IP). Künftig ist kein IP-Anwalt mehr im deutschen Management. Das wird die Kanzlei und womöglich auch die Arbeitswelt von Berufseinsteigern prägen. Künftig könnte mehr Platz für Anwälte aller Fachrichtungen sein, zumal die Beratung von Technologieunternehmen deutlich über IP hinausgeht. Wie interdisziplinäre Praxisgruppen hier heute schon arbeiten, zeigen etwa die Prozess- und Kartellrechtler sowie Patentanwälte, die in Patentverfahren Hand in Hand arbeiten.
Licht und Schatten. Viele Mandate haben eine internationale Komponente – daher sind die eigenen Associates mit der Internationalität ihrer Arbeit in der azur-Umfrage überdurchschnittlich zufrieden. An anderen Stellen gibt es aber auch Kritik. Viele Teilnehmer der azur-Umfrage bemängeln die „fehlende Transparenz“ und eine „schlechte Kommunikation des Managements“. Am Ende bleibt das Stimmungsbild gemischt. Die Zufriedenheitswerte sind nicht schlecht, überdurchschnittliche Noten vergibt jedoch kaum jemand. Laut Associates greift ein spezielles Entwicklungsprogramm zur Förderung von Anwältinnen, auch wenn es sich bislang nicht in einer besseren Partnerinnenquote niederschlägt. Das Women’s Developement Programm findet in London statt. Die Associates sorgen sich aber unter anderem um das Betriebsklima. „Die Arbeit teamintern bzw. unter den Associates ist aber sehr gut“, berichten dagegen mehrere Associates. Bei Anwälten anderer Kanzleien steht B&B im Ruf moderater Arbeitszeiten. Mit 51 Wochenstunden arbeiten die Associates laut azur-Umfrage zwei Wochenstunden weniger als Kollegen in anderen Kanzleien.
Partner stehen in der Pflicht. Die Kanzlei bietet jungen Juristen ein umfangreiches Ausbildungsangebot, das sie zuletzt dadurch weiterentwickelte, dass sie einige Schulungen internationaler aufstellte. Aus Sicht der Associates sind Knackpunkte jedoch das Gehalt, die Karriere und die Kommunikation. Anders als viele andere Kanzleien erhöhte B&B das Gehalt bis zum Redaktionsschluss nicht. Deutliche Kritik verteilten die Associates beim Thema Karriere. Unter anderem wird eine zu starke Abhängigkeit vom eigenen Partner bemängelt. Dabei besserte das Management in der Corona-Krise in Sachen Kommunikation nach. Sie führte Mitarbeiterumfragen durch und initiierte Runden, in denen Partner ihrer Mitarbeiter die Karriereperspektiven vorstellen. Aber noch zu oft scheren einzelne Partner aus, wie Associates auch beim Thema agiles Arbeiten bemängeln. Offiziell plant die Kanzlei, bis zu 60 Prozent Arbeiten im Homeoffice zu ermöglichen.
- 40 bis 55 Volljuristen
- 80 Referendare
- 80 Praktikanten
Praktikum & Referendariat
B&B legt Wert auf individuell zugeschnittene Einsätze von Praktikanten und Referendaren. Vor allem Praktikanten bekommen ein Training on the Job. Außerdem können sie auch Seminare der Schulungsakademie für Anwälte besuchen, ein im Marktvergleich solides Programm. Referendare erwartet mehr: Neben Training on the Job und Anwaltsakademie bekommen sie Klausurenkurse des Kaiser-Repetitoriums. Besonders engagierten Referendaren bietet B&B eine Wahlstation im Ausland an. Praktikanten und Referendare sind zwar zufrieden, in großen Jubel brachen sie in der azur-Umfrage jedoch nicht aus.
Ausbildung & Karriere
Die Kanzlei bietet Associates eine intensive Ausbildung in Akademieform zu den Themen Recht, Persönlichkeit und Unternehmertum. Zunehmend finden die Ausbildungen international statt, v.a. wenn es in Richtung Partnerschaft geht. In der Partner-Masterclass, die es seit diesem Sommer gibt, werden dann die Top-Talente international gefördert und können sich auf globaler Ebene frühzeitig vernetzen. Im Gegensatz zu anderen internationalen Großkanzleien entscheidet die deutsche Partnerschaft bei B&B selbst, wie viele Partner sie wann ernennt: 2021 waren es 3 neue Partner und 5 Counsel. Die Karrierestufen sind zeitlich nicht genauer definiert. Associates erarbeiten mit ihrem Mentor ihren Businessplan und entwickeln ihre Spezialisierung. Seit einigen Jahren gibt es die Position des Senior Counsel als Alternative zum Partnerstatus. Hierzu ernannte die Kanzlei zuletzt einen Patentanwalt. Lange waren die Associates mit den Karrierechancen auf und neben dem Partnertrack zufrieden. Zuletzt sank der Wert jedoch ebenso wie bei der Weiterbildung unter den Marktdurchschnitt.
Arbeit, Leben & Familie
- 60 Prozent der Arbeitszeit soll in Zukunft im Homeoffice möglich sein.
- Angebot für die Notfallkinderbetreuung
- Kooperation mit Familienservice zur Betreuung und Pflege von Kindern und Angehörigen
- Vortragsreihe zu Mental Health
Stand: Druckausgabe von azur100 2022 mit Erscheinungsdatum 18.03.2022 (Ausnahme: Gehälter, diese werden regelmäßig aktualisiert). Wie kommen die Analysen in azur100 zustande? Lest hier die ausführliche Methodik.
Standorte in Deutschland: Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg und München
Anwälte in Deutschland: 62 Vollpartner, 40 Counsel, 151 Associates und 7 of Counsel
Frauenanteil Anwälte: 37,8 %; 11,3 % innerhalb der Vollpartnerschaft
Internationale Präsenz: Zur internationalen Großkanzlei gehören 32 voll integrierte Büros in Asien, Australien und Europa. Seit 2018 hat sie auch ein Präsenzbüro in San Francisco. Die stärksten Ländergruppen sind Deutschland und Großbritannien.
Ein Einstiegsgehalt von 130.000 Euro zahlt Bird & Bird den Associates, die zwei Prädikatsexamina und einen ausländischen LL.M. nachweisen. Auf gute Englischkenntnisse legt die Kanzlei wegen der Internationalität der Arbeit ebenso Wert. Wer jedoch mit befriedigenden Examina und ohne LL.M. bei Bird & Bird anklopft, hat, wenn es ansonsten gut passt, auch eine Chance. In 2 Gesprächsrunden mit Partnern und weiteren zukünftigen Kollegen lernen Bewerber die Kanzlei kennen. Praktikanten und Referendare führen die Gespräche mit Counsel. Die Kanzlei achtet darauf, den ausgewählten Bewerbern schnell nach der ersten Runde ein Angebot zu machen. Das bestätigen auch Teilnehmer der azur-Bewerberumfrage, ebenso wie einen „unkomplizierten Umgang“.
Associates:
1. Jahr: bis 130.000 Euro
2. Jahr: keine Angaben
3. Jahr: keine Angaben
Referendare: 800 Euro*; max. 4.000 Euro pro Monat
Wissenschaftliche Mitarbeiter: 800 Euro* (nach dem 1. Examen), 1.150 Euro* (nach dem 2. Examen)
*pro Wochenarbeitstag im Monat
- Arbeitsrecht
- Gesellschaftsrecht
- Kartellrecht
- Konfliktlösung
- M&A, Private Equity und Venture Capital
- Marken- und Wettbewerbsrecht
- Öffentlicher Sektor
- Patentrecht
- Regulierte Industrien
- Technologie und Medien
- Vertrieb, Handel und Logistik