So viel verdienen Wirtschaftsjuristen
Viele Kanzleien stellen zurzeit Wirtschaftsjuristinnen und -juristen ohne Staatsexamen ein und zahlen durchaus beachtliche Festgehälter. Aufgrund unterschiedlicher Qualifikationen oder Erfahrungsstufen unterscheiden sich die individuellen Beträge allerdings stärker als bei Associates.
Das Einstiegsgehalt für die Positionen ohne Staatsexamen liegt laut Kanzleiangaben zwischen 45.000 und 95.000 Euro pro Jahr, wobei viele Kanzleien am Ende des Jahres einen zusätzlichen Bonus gewähren. Das Feedback der Wirtschaftsjuristinnen und -juristen in der azur-Umfrage ergibt einen Mittelwert von knapp 70.000 Euro Jahresfestgehalt. Damit liegen die Gehälter deutlich unter denen von Associates etwa in US-Kanzleien, die an der Spitze mittlerweile bis zu 180.000 Euro im ersten Berufsjahr verdienen. Doch zur Wahrheit gehört auch, dass die im Vergleich zum restlichen Markt recht kleine Gruppe von Spitzenverdienern regelmäßig auch die längsten Arbeitszeiten meldet. In der azur-Associate-Umfrage geben viele eine durchschnittliche Wochenarbeitszeit von bis zu 60 Stunden an, nicht wenige sogar 70 Stunden.
Weniger Geld für gleiche Arbeit?
Hinzukommt, dass das Studium und anschließende Referendariat für Volljuristinnen und -juristen deutlich länger dauert als ein reguläres Bachelor- oder Master-Studium. Zudem kann ein zugelassener Anwalt oder eine Anwältin die Aufgaben im Mandat übernehmen, die Kanzleien mit einem höheren Stundensatz abrechnen. Dennoch stößt der Gehaltsunterschied bei Wirtschaftsjuristinnen und -juristen auf teils scharfe Kritik. So bemängelt beispielsweise eine Teilnehmerin der azur-Umfrage das „deutlich geringere Gehalt für die gleiche Arbeit, die auch die Associates machen“.

Gute Chancen haben Wirtschaftsjuristinnen und -juristen auf dem Arbeitsmarkt allemal. Denn obwohl noch immer weitaus mehr Associates mit einer Anwaltszulassung als Absolventen mit einem Bachelor of Laws (LL.B.) oder Master of Laws (LL.M.) in Kanzleien arbeiten, erfordern etwa Massenklageverfahren die Auseinandersetzung mit Legal Tech und künstlicher Intelligenz ebenso wie Fähigkeiten im Projektmanagement. Nahezu alle großen Kanzleien setzen dafür auf Wirtschaftsjuristinnen und -juristen ohne klassische Juraausbildung. Neben internationalen Großkanzleien wie Freshfields Bruckhaus Deringer, Hogan Lovells oder Clifford Chance beschäftigen auch die deutschen Kanzleien wie CMS Hasche Sigle, Noerr oder Gleiss Lutz zunehmend Wirtschaftsjuristinnen und -juristen mit verschiedenen Schwerpunkten.
