Bessere Karrierechancen in Kanzleien als in Unternehmen

Junge Juristinnen und Juristen sind in ihrem Berufsleben im Durchschnitt ziemlich zufrieden, wie die Auswertung der azur-Umfrage mit rund 4.500 Teilnehmenden zeigt. Das gilt für Kanzlei-Associates und Inhouse-Juristinnen gleichermaßen. In puncto Aufstiegschancen fällt das Bild aber differenzierter aus.

Alles in allem, wie zufrieden bist du mit deinem Arbeitgeber? ‚Eher zufrieden‘, lautet die Durchschnittsantwort in der aktuellen azur-Associate-Umfrage. In Rechtsabteilungen geht die Tendenz sogar in Richtung ,voll und ganz zufrieden‘. Ein anderes Bild ergibt sich bei einem Blick auf die Fragen nach den Aufstiegsmöglichkeiten: Unternehmensjuristinnen und -juristen sind sowohl mit ihren Karrierechancen innerhalb der Rechtsabteilung als auch ihren alternativen Karrieremöglichkeiten unzufriedener als ihre Kolleginnen und Kollegen in Wirtschaftskanzleien.

Weniger Karrierewege in der Rechtsabteilung

Kein Wunder, während es in Kanzleien vielfältige Karrierestufen und in aller Regel mehrere Partner und Partnerinnen gibt, leitet in Unternehmen zumeist nur eine Person die Rechtsabteilung. Weitere Leitungspositionen sind von der Größe und Struktur der Unternehmen abhängig und fehlen mitunter ganz. Karriereperspektiven gibt es in diesen Fällen höchstens jenseits der Rechtsabteilung, etwa bei Auslandstöchtern oder im Personalmanagement, doch auch diese Stellen sind rar gesät.

In Kanzleien hingegen gibt es zahlreiche Karrierestufen, der Aufstieg kann etwa von Junior Associate über den Senior Associate hin zum Salary-Partner und schließlich zum Vollpartner führen. Daneben gibt es unzählige weitere Karrierewege mit teils wohlklingenden Titeln wie Counsel oder Local-Partner oder Fixed-Shared-Partner. All dies darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch in Kanzleien nur ein kleiner Teil der Associates die letzte Stufe der Karriereleiter erklimmt und Vollpartner wird.

Insgesamt bieten Kanzleien allerdings mehr Aufstiegsperspektiven als Unternehmen, was sich in den Rückmeldungen der azur-Umfrage entsprechend widerspiegelt. Zudem führen viele Wirtschaftskanzleien immer mehr Karrierewege für Personal jenseits der Volljuristinnen und -juristen ein: Schließlich erfordern immer mehr Tätigkeiten rund um Legal Tech andere Qualifikationen als das Jurastudium. Aber auch Juristinnen und Juristen, die keinen Lebenslauf nach Schema F haben und keine zwei vollbefriedigenden Examina mitbringen, können bei Großkanzleien unterkommen, zum Beispiel als Litigator zur Bearbeitung von Massenverfahren.

Blicken wir auf einzelne Kanzleien und Unternehmen, sieht es dort mitunter ganz anders aus als im Durchschnitt. Wie es bei 100 Top-Arbeitgebern im Detail um Partner- bzw. Karrierechancen sowie alternative Karrieremöglichkeiten bestellt ist, lest ihr in den einzelnen azur100-Beiträgen der Redaktion.


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