Neue Karrierewege im Wirtschaftsrecht
Juraabsolventen mit Bestnoten bekommen oft die begehrtesten Stellen in den Top-Wirtschaftskanzleien. Doch auch andere Kandidaten haben Chancen auf attraktive Jobs. Für Juristen, die keinen Lebenslauf nach Schema F haben, eröffnen sich aktuell völlig neue Perspektiven.
Junior Associate, Senior Associate, Salary-Partner, Vollpartner: Das ist das Schnittmuster, aus dem Anwaltskarrieren von der Stange produziert werden. Nun sind Designer am Werk, die eine Alternative zur Einheitsuniform entwerfen. Denn die passt längst nicht jedem. Wer nicht zwei Vollbefriedigend nachweisen kann oder nicht am juristischen Hochreck arbeiten will, zog eine Karriere in einer der Top-Wirtschaftskanzleien bislang oft gar nicht in Betracht. Doch schon länger ist klar: Ihren hohen Personalbedarf können die Kanzleien nicht allein mit Doppel-VB-Kandidaten decken, auch wenn diese oft ihre Wunschkandidaten sind.
Das eröffnet jenen Bewerbern ganz neue Chancen, die keinen Lebenslauf nach Schema F haben. Unter anderem an der Schnittstelle zur IT: Wer Jurist ist und nebenbei Ahnung vom Programmieren hat, kann schon seit Längerem als Legal Engineer Karriere abseits des Mainstreams machen. Und auch Kanzleien wie Freshfields Bruckhaus Deringer gehen neue Wege: Die Einheit, deren Namen wohl viele Juristen gern im Lebenslauf stehen haben möchten, schafft hunderte Stellen für Berufseinsteiger, die sich allein um die Bearbeitung von Massenverfahren kümmern werden. Wer als ‚Litigator‘ einsteigt, braucht keine exzellenten Examina – bekommt aber mehr Geld, als die Kollegen in Kanzleien verdienen, die ebenfalls bei den Noten ein Auge zudrücken.
Freshfields wird sicherlich nicht alleine bleiben mit der Idee, sich für neue Bewerber zu öffnen. Dieses und das Beispiel Legal Engineer zeigen: Nie war die Auswahl an interessanten Jobs für Juristen größer – ob mit Doppel-VB oder ohne.