Das Flair von München lässt sich schwer beschreiben:
An jeder Ecke trifft Tradition auf Moderne. Wer hier
erfolgreich ist, zeigt es auch. Nirgendwo ist das so
greifbar wie an der Maximilianstraße – der Lebensader der Münchner Kanzleiwelt.
Die Maximilianstraße in München (Foto: sonjanovak/AdobeStock)
Ausgehend vom Max-Joseph-Platz an der Staatsoper erstreckt sich die Maximilianstraße in West-Ost-Richtung stadtauswärts. Sie gibt den Blick auf das Maximilianeum frei, das den bayerischen Landtag beherbergt und erhöht auf der anderen Seite der Isar thront. Wie an einer Perlenkette aufgereiht finden sich die Boutiquen nobler Marken wie Cartier, Hermès, Christian Louboutin oder Brioni. Allesamt beherbergt in historistischen Gebäuden. Wer in München etwas auf sich hält, kauft hier ein, egal ob das dafür benötigte Kleingeld erst vor Kurzem verdient wurde oder sich bereits seit Generationen im Besitz der Familie befindet. Hier steht der gediegene Bentley neben dem knallig lackierten Porsche. Auf eben jene Straße blickt Dr. Benjamin Leyendecker (45) aus seinem Büro.
Hohe Lebensqualität: Benjamin Leyendecker von Kirkland & Ellis schätzt München nicht zuletzt für die Nähe zu den Seen und Bergen. (Foto: Kirkland & Ellis)
Der gebürtige Westfale arbeitet mittlerweile seit zwölf Jahren in der bayerischen Landeshauptstadt. 2011 wechselte er aus dem Düsseldorfer Büro von Hengeler Mueller – wo er seine Karriere 2009 startete – in das Münchner Büro dieser Kanzlei. 2016 ging er zu Kirkland & Ellis, für die er seitdem zu Private-Equity– und M&A-Transaktionen berät. Die US-Kanzlei eröffnete ihr erstes und bis heute einziges deutsches Büro 2004 in der Stadt an der Isar. Für Juristinnen und Juristen, die sich auf Transaktionen fokussieren wollen, bietet München eine breite Auswahl von Kanzleien. Grund dafür sind nicht zuletzt die guten Zukunftsaussichten: „In den letzten Jahren haben wir beobachten können, dass immer mehr Finanzinvestoren den Weg nach München suchen, und auch Investmentbanken wie Goldman Sachs finden sich mittlerweile vor Ort“, resümiert Leyendecker.
Sich München als potenziellen Arbeitsplatz anzuschauen, würde er jungen Anwältinnen und Anwälten definitiv empfehlen. „München bietet eine Vielfalt an verschiedenen Kanzleigrößen mit den verschiedensten Praxisbereichen. Zudem haben München und das Umland durch die Nähe zu den Bergen und den Seen eine hohe Lebensqualität für Menschen, die gerne in der Natur sind“, sagt er.
Abseits der Prachtstraße
Die Marstallstraße ist eine von mehreren Seitenstraßen des Prachtboulevards. Ihren Namen verdankt sie der ehemaligen Hofreitschule. Nur einen Steinwurf vom Marstall-Gebäude entfernt befindet sich der ‚Brenner Operngrill‘, ein Restaurant und Hotspot der Münchner Anwaltsszene. In kaum einem anderen Münchner Lokal dürfte die Anwaltsdichte so hoch sein wie hier. Nicht zuletzt wegen der zahlreichen Kanzleien, die im Umkreis angesiedelt sind. Darunter auch Gibson Dunn & Crutcher, die 2002 ihr erstes deutsches Büro vor Ort eröffneten. In der Kanzlei ist Dr. Ferdinand Fromholzer (55) inzwischen sieben Jahre Partner.
Viel Dynamik: Ferdinand Fromholzer von Gibson Dunn & Crutcher hat die Entwicklung des Marktes selbst miterlebt. (Foto: Gibson Dunn & Crutcher,)
Er selbst stammt aus München, startete seine Karriere jedoch in Hamburg bei Freshfields Bruckhaus Deringer. „Mich hat es damals aus München hinausgezogen, ich war daran interessiert eine andere Stadt kennenzulernen“, erinnert er sich heute. Nach zwei Jahren in Hamburg kehrte er zurück, um am Aufbau des neuen Freshfields-Büros in München mitzuwirken. 2003 wurde er dort Partner, 2016 zog es ihn zu seinem heutigen Arbeitgeber. An seiner Heimatstadt schätzt er den eigenen Charme, den die Stadt ausstrahlt. Insbesondere in der Architektur kommt dieser für ihn zum Ausdruck: „Es ist schön, durch München zu gehen und dabei so tolle Bauwerke wie die Residenz oder die Theatinerkirche zu sehen und den Odeonsplatz zu überqueren.“ Fromholzer findet jedoch gleichzeitig, dass München manchmal sehr spießig und auch konservativ sein kann. Zudem seien in München die Lebenshaltungskosten sehr teuer, was viele junge Leute abschreckt. Konservativ war früher auch der Anwaltsmarkt, sagt er: „Lange Zeit war der Markt in München sehr abgeschottet. Es gab eine Reihe von regionalen Platzhirschen, allgemein galt der Markt auch als etwas verfilzt.“ Aufgebrochen ist das Ganze dann Anfang bis Mitte der 2000er-Jahre, als sich traditionsreiche deutsche Einheiten mit internationalen Kanzleien zusammenschlossen und damit zu international agierenden Playern wurden.
Später strömten weitere Kanzleien aus dem Ausland in die Stadt, um sich hier niederzulassen. Heute ist von der einstigen Verschlossenheit nichts mehr zu spüren, findet Fromholzer: „Der Markt ist unglaublich dynamisch geworden und gehört zu den Boommärkten in Deutschland. München steht Frankfurt hier in nichts mehr nach und hat in Sachen Lebensqualität sogar die Nase vorne.“
Vielfältiger Kanzleimarkt: Marcus Klie und Christian Zuleger von Sidley Austin sehen in München viel Potenzial für die junge Generation. (Foto: Sidley Austin)
Etwas weiter stadtauswärts kreuzt der Karl-Scharnagl-Ring die Maximilianstraße. An dieser Kreuzung hat die US-Kanzlei Sidley Austin ihr Büro. 2016 entschied sich die Kanzlei dazu in Deutschland ein Büro zu eröffnen – in München, nicht in Frankfurt. Für junge Juristinnen und Juristen sieht Dr. Christian Zuleger (50) – seit 2017 Partner bei Sidley, zuvor Partner bei Kirkland & Ellis – in München ein optimales Umfeld. „Der Kanzleimarkt hier vor Ort ist unglaublich groß. Fast jede Top-Kanzlei hat hier ein Büro, das bietet jungen Anwältinnen und Anwälten die optimale Auswahl für ihren Karrierestart“, resümiert Zuleger. Und auch er sieht in dem Umstand, dass es sich bei den Niederlassungen in München oftmals um vergleichsweise junge Büros handelt, einen Vorteil für Anwältinnen und Anwälte, die noch am Anfang ihres Karriereweges stehen. Hier können sie sich mehr einbringen.
„Engagierter Nachwuchs wird die Verantwortung übernehmen.“
Aber auch abseits der Großkanzleilandschaft hat die bayerische Hauptstadt eine Menge für Berufseinsteiger zu bieten, wie Dr. Marcus Klie (45), ebenfalls Partner bei Sidley Austin, betont: „Hier gibt es eine hohe Dichte junger Spin-offs und kleinerer Einheiten, die ebenfalls interessant sein können und bei denen man sich von Anfang an stärker einbringen kann als beispielsweise innerhalb so mancher etablierten Großkanzlei.“ Potenzial für Jüngere sehen die beiden Partner in einem zu erwartenden Generationswechsel.
Christian Zuleger von Sidley Austin
„Ein Großteil der Partner, die in den 2000er-Jahren die Internationalisierung in München vorangetrieben und damit den bisher eher verschlossenen Markt vor Ort aufgebrochen haben, stehen nun kurz vor dem Ruhestand“, erzählt Zuleger. „Entsprechend werden junge und engagierte Anwälte verstärkt gefragt sein, und ihnen wird eine Möglichkeit gegeben, mehr Verantwortung innerhalb einer Kanzlei zu übernehmen“, ergänzt Klie. Als Anwälte mit Fokus auf M&A- und Private-Equity-Transaktionen sehen beide München inzwischen an der Spitze des Marktes im Private-Equity-Segment. Nicht zuletzt, da der Großteil der Private-Equity-Häuser inzwischen in München ansässig ist und so Frankfurt in dieser Hinsicht den Rang abgelaufen hat.
Ein Stück den Ring hinauf
Am Karl-Scharnagl-Ring, der die Maximilianstraße kreuzt, hat die internationale Großkanzlei Hogan Lovells ihr Büro. Dabei handelt es sich nicht nur um das deutsche Stammhaus der Kanzlei, sondern auch um ihr größtes Büro in Deutschland. Über 160 Juristinnen und Juristen sind dort beschäftigt, deutlich mehr als in Düsseldorf, Hamburg oder Frankfurt. Mit dieser großen Präsenz unterscheidet sich Hogan Lovells von vielen anderen in München ansässigen Kanzleien. Das Beratungsangebot der Kanzlei ist breit gefächert, weshalb der Managing-Partner der Kanzlei, Dr. Detlef Haß (57), den Markt nicht zu sehr reduzieren würde. „Keine Frage ist die Corporate- und Transaktionsberatung in München präsent, aber das ist noch lang nicht alles“, erzählt er. Haß selbst ist ein erfahrener Prozessrechtler und Mediator, der schon seit 1994 für Hogan Lovells beziehungsweise die Vorgängerkanzlei arbeitet. „Wer sich für Litigation oder Regulierung interessiert, der ist hier richtig aufgehoben“, so Haß weiter. „Insbesondere für Patentrechtler ist München schon immer ein enorm wichtiger und interessanter Standort gewesen durch das deutsche und das europäische Patentamt.“
Fan von München: Detlef Haß, Managing-Partner von Hogan Lovells, lobt die Stadt als attraktiven Standort, auch für Nichtjuristen.
Neben diesen Faktoren ist die Stadt an der Isar auch aus anderen Gründen das optimale Pflaster für junge Menschen, die sich hier eine Existenz aufbauen wollen. „München zieht immer neue Unternehmen an, etwa aus der Hotelbranche, um nur ein Beispiel zu nennen. Das bringt Arbeit für Juristen, aber auch für Nichtjuristen“, erklärt er. So birgt die Vielzahl an – nicht selten international agierenden – Konzernen auch ausreichend Arbeitsmöglichkeiten für Familienmitglieder der jungen Anwältinnen und Anwälte, die keinem juristischen Job nachgehen. Allein die dort ansässigen Dax-Konzerne sorgen für ein vielfältiges Jobangebot.
Daneben bietet München eine unglaublich hohe Lebensqualität, durch die sich sowohl das Leben mit einer Familie als auch die freie Zeit neben dem Job angenehm gestalten lässt. „In München gibt es tolle Schulen, und auch die Berge und Seen sind in kurzer Zeit zu erreichen, was die Stadt für Familien attraktiv macht. Daneben hat sie kulturell und auch mit Blick auf Lifestyle einiges zu bieten, um einen Ausgleich zum Job zu finden“, fasst Haß die Vorteile der Stadt zusammen. Sichtbar nicht zuletzt an der Maximilianstraße, die mit der Oper und ihren Theatern als Top-Adresse der darstellenden Künste gilt.
München lockt mit einem eigenen Charme. Die Stadt ist sowohl weltstädtisch als auch in einer eigenen positiven Art provinziell sowie modern und konservativ zugleich. Eine Mischung, die sie zum Sehnsuchtsort macht.
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Benjamin Leyendecker ist Private-Equity-Spezialist aus Leidenschaft. Der Kirkland & Ellis-Partner zählt zu den Transaktionsanwälten, die gerufen werden, wenn es um…
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