Osborne Clarke

Top-Arbeitgeber: 4 Sterne


Tech und KI aus Überzeugung

Bye-bye Bügelfalte. Osborne Clarke (OC) eilt der Ruf voraus, eine Kanzlei der besonderen Art zu sein. So sind Tech-Themen und KI nicht nur in der Beratung, sondern auch in der Ausbildung allgegenwärtig. Externe Anwälte beschreiben OC als „jung, dynamisch, zukunftsgewandt“. Doch auch der eigene Nachwuchs findet viele lobende Worte für die Kanzleikultur. „Wenn man einmal hier gearbeitet hat, kann man sich nur schwer vorstellen, bei einer anderen Großkanzlei weiterzumachen“, schwärmt ein Associate in der azur-Umfrage. Für das Betriebsklima vergeben die OC-Anwälte überdurchschnittliche Noten und sind auch insgesamt sehr zufrieden. Ein Grund dafür dürfte in der Arbeitsbelastung liegen: Mit laut azur-Umfrage knapp 50 Stunden pro Woche arbeiten die Associates bei OC immerhin rund zwei Stunden weniger als der Marktdurchschnitt – „Arbeitszeiten, die für eine Wirtschaftskanzlei in Ordnung sind“, meint ein Umfrageteilnehmer. Entsprechend sind die Associates auch mit ihrer Work-Life-Balance einverstanden. Lob bekommt auch ein neues Programm, das es Mitarbeitenden erlaubt, bis zu 90 Tage an einem anderen kontinentaleuropäischen Standort der Kanzlei zu arbeiten.

Kritikpunkt Gehalt. Für Unmut sorgt die Vergütung. Hier könnte OC tiefer in die Tasche greifen – so sehen es die Associates in der azur-Umfrage und vergeben eine unterdurchschnittliche Note. Mit 100.000 Euro im ersten ­Berufsjahr zahlt OC weniger als deutsche Wett­bewerber wie Görg oder CMS. „Die Vergütungsstruktur ist nicht zeitgemäß und bildet nicht die Realität der Arbeitsbelastung ab“, moniert ein Associate in der azur-Umfrage. Zwar gewährt die Kanzlei bei sehr hoher Arbeitsbelastung einen Ausgleich, dieser besteht jedoch grundsätzlich in Freizeit und schlägt sich somit nicht finanziell nieder.

Partnerschaft light. Obwohl die Associates in der azur-Umfrage mit ihren Partnerchancen und alternativen Karrieremöglichkeiten überdurchschnittlich zufrieden sind, strebt lediglich rund ein Viertel von ihnen auch eine Aufnahme in die Vollpartnerriege an. Um dem Nachwuchs die Scheu vor diesem Karriereschritt zu nehmen, hat OC zum Jahreswechsel eine Salary-Partnerschaft eingeführt. Diese kann als Übergangsphase in die Vollpartnerschaft dienen, um etwa das eigene Geschäft auszubauen, und ist mit niedrigeren wirtschaftlichen Anforderungen verbunden. Daneben hat OC auch den zeitlichen Rahmen für die Ernennung zum Senior Associate verkürzt: Diese erfolgt nun nach drei bis dreieinhalb Jahren statt – wie bisher – nach vier Jahren. Wer seine Zukunft eher im Bereich (Legal) Tech sieht, kann einen eigens dafür vorgesehenen Karrierepfad einschlagen, der vom Associate über den Junior- und Senior-Manager bis hin zum Team Lead führt.

Neueinstellungen 2025
  • 35 bis 45 Volljuristen
  • 90 Referendare
  • 30 Praktikanten
32 % der neu Eingestellten sind ehemalige Referendare

Praktikum & Referendariat

Begleitet von Traineebeauftragten lernen Praktikanten und Referendare die anwaltliche Arbeit in der Praxis kennen. Für die Vernetzung untereinander sorgen zwei neue Veranstaltungsformate, bei denen vor allem das Teambuilding im Vordergrund steht. Referendarinnen und Referendaren finanziert die Kanzlei Kaiser-Klausuren und bezuschusst die Mietgebühr von Gesetzestexten und Kommentaren für die Examensprüfung. Daneben können sie an Weiterbildungen und Trainings der kanzleiinternen Akademie teilnehmen und bei Interesse ihre Wahlstation bei der Legal-Tech-Tochter OC Services absolvieren.


Ausbildung & Karriere

Nicht nur in der Beratung, auch in der Ausbildung ist das Thema Legal Tech und KI bei Osborne Clarke allgegenwärtig und begleitet Associates ab Tag eins. In enger Zusammenarbeit mit der Legal-Tech-Einheit OC Services veranstaltet die Kanzlei Workshops und Projekttage, um die Einbindung von Tech-Tools in die Mandatsarbeit zu erklären. Daneben schult OC Soft Skills wie Legal Design Thinking. Auch ein Prompting-Training für den kanzleieigenen Chatbot gehört seit 2024 zum Pflichtprogramm. Mit dem Weiterbildungsangebot sind die Associates in der azur-Umfrage leicht überdurchschnittlich zufrieden. Jährliche Feedbackgespräche sowie ausgebildete Coaches unterstützen die Anwältinnen und Anwälte auf dem Karriereweg, der zunächst vom Associate über den Senior Associate zum Counsel führt. Anschließend gibt es die Möglichkeit, entweder direkt in die Vollpartnerriege aufzusteigen oder den Weg über die Salary-Partnerschaft zu gehen. Ein Eintritt in die Vollpartnerschaft ist dabei frühestens nach sieben Jahren möglich. Alternativ ist der Counsel-Status eine langfristige Karriereoption.


Arbeit, Leben & Familie

• Zusätzlicher Urlaubstag für Eltern in den ersten zehn Lebensjahren ihrer Kinder an deren Geburtstag

• Kooperation für Kitaplätze

• Alle fünf Jahre bezahltes vier­wöchiges Sabbatical möglich

• Bis zu 90 Tage Arbeiten in europäischen Auslandsbüros möglich

Stand: Druckausgabe von azur100 2025 mit Erscheinungsdatum 14.03.2025 (Ausnahme: Gehalt, dieses wird regelmäßig aktualisiert). Wie kommen die Analysen in azur100 zustande? Lest hier die ausführliche Methodik.

Das azur Urteil
  • Praktikum 0 Sterne

  • Referendarausbildung 3 Sterne

  • Associate-Ausbildung 3 Sterne

  • Associate-Zufriedenheit 5 Sterne

  • Gehalt 2 Sterne

  • Aufstiegschancen 4 Sterne

  • Karriere und Familie 4 Sterne

  • Work-Life-Balance 4 Sterne

  • Internationalität 3 Sterne

Lob der eigenen Associates

  • „Sehr angenehmes Miteinander mit toller Arbeit im Team und einer Work-Life-Balance, die sich sehen lassen kann.”

  • „Spannende Mandate und Mandanten, sehr internationale Arbeit.”

  • „Flexibel, unkonventionell und immer offen für Innovationen.”

Kritik der eigenen Associates

  • „Transparenz der Beförderungskriterien ist ausbaufähig.”

  • „Gehaltsanpassung erforderlich.”

  • „In der Kanzleistruktur machen sich zunehmend Wachstumsschmerzen bemerkbar.”

Standorte in Deutschland: Berlin, Hamburg, Köln und München

Anwälte in Deutschland: 73 Vollpartner, 39 Counsel, 110 Associates und 3 of Counsel

Frauenanteil Anwälte: 38,4 %; 17,8 % innerhalb der Vollpartnerschaft

Internationale Präsenz: Die Kanzlei beschäftigt weltweit mehr als 1.600 Anwälte, rund 900 davon in London. Sie hat 26 Standorte, unter anderem in New York und Schanghai.