Hengeler Mueller

Top-Arbeitgeber: 4 Sterne


Renommiert und modernisiert

Hochkomplexe Nachtschichten. Wenn der Ausdruck „juristisches Hochreck“ fällt, dann geht es oft um Hengeler Mueller. Als eine der renommiertesten Wirtschaftskanzleien Deutschlands arbeitet sie an so komplexen Mandaten wie dem (letztlich gescheiterten) Verkauf von Tennet an die Bundesrepublik, dem Verkauf der DB-Tochter Schenker an die dänische Transport- und Logistikgruppe DSV oder berät Siemens zur Rettung von Siemens Energy. Großprojekte dieser Art fordern auch die Associate-Mannschaft – und das zuletzt offenbar in extremem Maße: In der aktuellen azur-Umfrage jedenfalls geben die Teilnehmenden an, im Durchschnitt 59 Stunden pro Woche am Schreibtisch zu verbringen. Damit hängt Hengeler aktuell Kirkland & Ellis, Linklaters und Latham & Watkins ab. Der Marktdurchschnitt liegt bei 52 Stunden. „Wer keine Freude daran hat, um Mitternacht noch die letzten Kommas zu drehen, ist hier falsch“, schreibt ein Umfrageteilnehmer. Dementsprechend unzufrieden sind die Hengeler-Associates derzeit mit ihrer Arbeitsbelastung und Work-Life-Balance, und nicht wenige fordern in der Umfrage: „Hengeler muss die Auslastung der Associates besser managen.“

Auf dem Weg in die Moderne. Was den Nachwuchs bei Laune hält, ist das Renommee seiner Arbeitgeberin. Die Begeisterung über das Niveau der geforderten Arbeit ist jedenfalls groß, und auch beim Thema Weiterbildung und Betriebs­klima kann Hengeler punkten. Immer wieder betonen die Associates in der azur-Umfrage, Hengeler hätte „zu Unrecht ein verstaubtes Image“. Denn genau dieses Etikett haftet der Kanzlei weiterhin an. Zu den Vorreitern zählt sie abseits des juristischen Könnens wohl tatsächlich nicht. Schritt für Schritt kommt die Kanzlei aber in der Gegenwart an – mangelndes Engagement kann man Hengeler somit nicht vorwerfen. Die „Verbesserung der IT“, eine „großzügige neue Elterngeldregelung“ und die Einführung des Salary-Partner-Status sind nur einige der Dinge, die die Associates als spürbare Verbesserung in den letzten zwölf Monate empfinden.

Bessere Karriereaussichten? Insgesamt sorgt die vor zwei Jahren eingeführte neue Salary-Partner-Stufe noch nicht für Begeisterungsstürme, sondern wird von einigen auch argwöhnisch beäugt: „Etwas undurchsichtig“ findet ein Associate die Auswirkungen auf den Weg zur Vollpartnerschaft, eine Teilnehmerin sieht wiederum eine Verbesserung der Chancen, gerade für Frauen. Mit den Partnerernennungen 2025 setzte Hengeler nun ein klares Zeichen. Nachdem etliche Sozien altersbedingt ausgeschieden waren und die Kanzlei offenbar etliche Talente in der Pipeline hatte, erweiterte sie die Partnerschaft um elf Mitglieder, sieben davon Equity-Partner, davon zwei Frauen. Einer häufigen Forderung aus der azur-Associate-Umfrage – „mehr Frauen in die Partnerschaft bringen“ – ist Hengeler damit nachgekommen, auch wenn die Partnerinnenquote weiterhin deutlich unter 20 Prozent liegt.

Neueinstellungen 2025
  • 75 bis 85 Volljuristen
  • 210 Referendare
  • 120 Praktikanten
60 % der neu Eingestellten sind ehemalige Referendare

Praktikum & Referendariat

Die Kanzlei nimmt im Frühjahr oder Sommer für vier bis sechs Wochen Praktikanten. Neben den Einblicken in die tägliche Arbeit bietet Hengeler fachliche Veranstaltungen, Kurse in Legal English, und Associates vermitteln Tipps und Tricks zur Examensvorbereitung. Referendarinnen und Referendare können an fachlichen Fortbildungen, aber auch Legal-Tech-Seminaren teilnehmen und per Kaiserseminare- oder Hemmer-Klausurenkursen für das Examen trainieren. Einmal pro Jahr gibt es für eine Gruppe von Referendaren die Chance, ein dreiwöchiges Secondment bei der befreundeten Kanzlei Slaughter and May in London zu absolvieren.


Ausbildung & Karriere

Die Seminare an der Universität St. Gallen bleiben weiterhin das Herzstück der Hengeler-Ausbildung und schulen je nach Seniorität zu Wirtschaft, Recht und Soft Skills. Intern nehmen die Associates an fachlichen Austauschen teil, zudem gibt es Business English und Crashkurse in Prompting. Die Kanzlei erntet für dieses reichhaltige Angebot überdurchschnittliche Noten in der azur-Umfrage, es gibt auch Lob für die „sehr gute Ausbildung am Mandat“. Einige Teilnehmende wünschen sich ein individuelleres Angebot. Der Karriereweg sieht eine feste Laufzeit von sechs Jahren ab Berufseinstieg bis zur Entscheidung über die Ernennung zum Salary-Partner vor. Nach einer zweijährigen Übergangsphase folgt dann die Entscheidung, ob der Kandidat oder die Kandidatin in die Equity-Partnerschaft aufgenommen wird. Die Salary-Partnerschaft ist aber auch dauerhaft möglich. Sowohl mit ihren Partnerchancen als auch mit dem alternativen Weg sind die Associates in der azur-Umfrage nicht sonderlich zufrieden und wünschen sich „bessere Kommunikation“.


Arbeit, Leben & Familie

• Homeoffice nach Absprache unbegrenzt möglich

• Bis zu drei Monate voll bezahlte Elternzeit (zusätzlich zur gesetzlichen Vorgabe)

• Finanzielle Unterstützung für Kinderbetreuungskosten

• Maximal drei Jahre 80%-Teilzeit ohne Auswirkungen auf den ­Karrieretrack

Stand: Druckausgabe von azur100 2025 mit Erscheinungsdatum 14.03.2025 (Ausnahme: Gehalt, dieses wird regelmäßig aktualisiert). Wie kommen die Analysen in azur100 zustande? Lest hier die ausführliche Methodik.

Das azur Urteil
  • Praktikum 4 Sterne

  • Referendarausbildung 4 Sterne

  • Associate-Ausbildung 5 Sterne

  • Associate-Zufriedenheit 4 Sterne

  • Gehalt 5 Sterne

  • Aufstiegschancen 2 Sterne

  • Karriere und Familie 1 Sterne

  • Work-Life-Balance 0 Sterne

  • Internationalität 3 Sterne

Lob der eigenen Associates

  • „Tolle Kanzlei mit sehr hoher Reputation, vielen sehr talentierten Menschen, besonderer Teamatmosphäre und spannenden Mandaten.”

  • „Sehr flache Hierarchien, direkter Mandantenkontakt ab Tag eins.”

  • „Viel cooler, flexibler und moderner als es die Klischees sagen.”

Kritik der eigenen Associates

  • „Teilweise unermesslich hohe Erwartungen an die Einsatzbereitschaft der Associates, aber über Kündigungen wundern.”

  • „Partnerchancen gehen runter, Associates werden ausgequetscht. Schade – aber aus Sicht der Partner wohl verständlich.”

  • „Elternzeit? Kinder hat man auch früher bekommen. Urlaub ohne Arbeit? Ja klar, aber dann ist man halt kein ,Hengeler‘. Alles tatsächliche Äußerungen.”

Standorte in Deutschland: Berlin, Düsseldorf, Frankfurt und München

Anwälte in Deutschland: 89 Vollpartner, 5 Non-Equity-Partner, 34 Counsel, 241 Associates

Frauenanteil Anwälte: 30,9 %; 16,9 % innerhalb der Vollpartnerschaft

Internationale Präsenz: Hengeler arbeitet in Europa mit Kanzleien wie Slaughter and May, Bredin Prat oder Uría Menéndez zusammen, verfügt aber auch über eigene Büros in London und Brüssel sowie Kontakte zu US-Kanzleien.