Gleiss Lutz
Top-Arbeitgeber: Platz 10Die Kaderschmiede aus Stuttgart
Renommee exzellent, Mandate High End. Gleiss Lutz (GL) gilt seit jeher als Kaderschmiede. Wer hier arbeitet, genießt eine hervorragende Ausbildung, das erkennt auch die Konkurrenz in der azur- Umfrage an und lobt die„fachliche Exzellenz“ und den „hervorragenden Ruf“. Dieselskandal, Greensill, Wirecard: Kaum eine andere Kanzlei behauptet sich mit derartig prominenten und fachlich breit angelegten Mandaten an der Marktspitze; und die Associates sind mit dabei. „Von den Besten lernen, trifft vollkommen zu“, lobt einer in der azur-Umfrage. Für das Niveau seiner Arbeitsinhalte vergibt der Nachwuchs entsprechend gute Noten. Mit ihrem Ausbildungsangebot, das im Marktvergleich – ebenso wie die Praktikanten- und Referendarausbildung – ziemlich gut abschneidet, sind die Associates momentan knapp unterdurchschnittlich zufrieden. Zwar loben viele die „umfassenden Onlinefortbildungen“ und „externen Seminare“ sowie die „stetige Ergänzung der Gleiss Lutz-Akademie“, aber es gibt auch Kritik: „Externe Schulungen werden nur von einzelnen Partnern unterstützt“, „die Zeit für Ausbildung ist nicht immer gegeben“, sagen die Teilnehmer. Um dem entgegenzuwirken, hat GL ein neues Formatmix-Training entwickelt und einige Lerninhalte in kleinere, etwa einstündige Einheiten und Podcasts gepackt. Damit soll die Integration in den Arbeitsalltag einfacher möglich sein.
Viel Arbeit. Wie bei vielen Großkanzleien ist das Arbeitspensum auch bei GL hoch. Im Schnitt arbeiten Associates 59 Stunden die Woche – und damit laut azur-Umfrage sechs Stunden mehr als der Marktdurchschnitt. Dementsprechend fallen die Noten in der azur-Umfrage aus. Sowohl mit ihren Arbeitszeiten als auch der Work-Life-Balance sind sie weniger zufrieden als der Durchschnitt. Nicht verwunderlich, dass sich einige eine „bessere Auslastungsverteilung“ wünschen. Mit einem Ampelsystem versucht GL den Arbeitsspitzen seit ein paar Jahren entgegenzuwirken. Bisher hat das allerdings nicht immer und bei allen Erfolg. In manchen Teams, etwa im M&A, bleibt die Arbeitsbelastung oft hoch.
Stimmung variiert. Wie schon bei der Ausbildung sind die Associates auch bei der Gesamtzufriedenheit gespalten. „Die Stimmung im Büro ist super“, „deutlich weniger spießig als der Ruf, sehr gute Gemeinschaft, viel Teamwork“, loben einige. Andere bemängeln „hohe Arbeitsbelastung und das Gehalt passen nicht zusammen“, „verknöcherte Strukturen“. Insgesamt
ist der Nachwuchs weniger zufrieden als der Marktdurchschnitt. Vor allem das Thema Geld sorgte im vergangenen Jahr für viel Unmut. Zum Jahreswechsel hat GL, wie viele andere Großkanzleien, jedoch nachgebessert und zahlt nun 150.000 Euro für Berufseinsteiger mit LL.M. und Doktortitel.
- 45 bis 50 Volljuristen
- 180 Referendare
- 110 Praktikanten
Praktikum & Referendariat
Eine exzellente Ausbildung bekommen bei GL schon Praktikanten und Referendare. Das strukturierte Praktikantenprogramm besteht aus verschiedenen Fachvorträgen, Englischkursen und fiktiven Fällen. Neu sind Legal-Tech-Workshops. „Toller Einblick in die Mandatsarbeit“, „innovatives Programm, freundliche Kollegen“, loben ehemalige Praktikanten. Referendare können zusätzlich die Associate-Akademie besuchen, sich gezielt aufs Examen vorbereiten und Auslandserfahrung sammeln, indem sie ihre Wahlstation bei einer befreundeten Kanzlei absolvieren.
Ausbildung & Karriere
Das Ausbildungsangebot gehört zur Marktspitze. In der Gleiss Lutz-Akademie lernen die Associates Geschäftsentwicklung, Bilanzkunde, Rhetorik und Verhandlungstraining. Auch Legal Project Management und Legal Tech stehen auf dem Plan. Die umfassende interne Corporate-Akademie und externe Seminare runden das Paket ab. Fachbereichsübergreifende Ausbildung gibt allen Associates Einblick in andere Praxisgruppen. Den Weg zur Partnerschaft flankieren Kurse wie Pricing oder ‚Führen und Delegieren‘. Ein Mentorenprogramm bringt die Associates auf Kurs. Nach 3 Jahren beginnt das Aufnahmeverfahren zum Assoziierten Partner als wichtige Vorstufe zur Partnerschaft. Bis dahin gilt up or out. Zum 7. Berufsjahr entscheidet GL, ob ein Anwalt in die Vollpartnerriege aufgenommen wird. Daneben besteht die Möglichkeit, langfristig angestellter Counsel zu bleiben. Mit ihren Partnerchancen sind die Associates, wie in den meisten Großkanzleien, nur mäßig zufrieden. 2021 hat GL zwei Vollpartner ernannt.
Arbeit, Leben & Familie
- Kurze Sabbaticals, Teilzeit und flexible Modelle
- Kita-Zuschuss, Elternberatung, Kooperation mit Familienservice, der u.a. Notbetreuung zu Verfügung stellt
- Neue, flexible Homeoffice-Regelung; auch Berufsanfänger dürfen mindestens einen Tag im Homeoffice arbeiten.
Stand: Druckausgabe von azur100 2022 mit Erscheinungsdatum 18.03.2022 (Ausnahme: Gehälter, diese werden regelmäßig aktualisiert). Wie kommen die Analysen in azur100 zustande? Lest hier die ausführliche Methodik.
Standorte in Deutschland: Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, München und Stuttgart
Anwälte in Deutschland: 84 Vollpartner, 47 Counsel, 221 Associates und 12 of Counsel
Frauenanteil Anwälte: 33,0 %; 10,7 % innerhalb der Vollpartnerschaft
Internationale Präsenz: GL hat ein Büro in Brüssel und London und eingespielte Beziehungen zu US-Kanzleien wie Cravath und Simpson Thacher. Enge Verbindungen bestehen auch zu Gide (Frankreich), Cuatrecasas (Spanien), Chiomenti (Italien) und Stibbe (Niederlande).
GL zählt zu den strengen Großkanzleien und fordert von Associates nicht nur 18 Punkte insgesamt, sondern zwei Prädikatsexamina. Ausnahmen von dieser Regel gibt es selten, zum Beispiel, wenn der Kandidat bereits im Referendariat überzeugen konnte. Promotion und LL.M. sind zwar gern gesehen, aber keine Voraussetzung. Das etwa einstündige Bewerbungsgespräch findet mit dem Partner der gewünschten Praxisgruppe statt, danach gibt es ein gemeinsames Mittagessen mit Associates. Nachmittags folgen noch Gespräche mit einem weiteren Teammitglied und dem personalverantwortlichen Partner. Ein Zweitgespräch gibt es nur auf Wunsch des Bewerbers. Eine Antwort erhalten die Kandidaten in der Regel innerhalb von ein bis drei Tagen nach dem Gespräch.
Associates:
1. Jahr: 140.000 bis 150.000 Euro
2. Jahr: 140.000 bis 150.000 Euro
3. Jahr: 150.000 bis 160.000 Euro
Referendare: 800 Euro*
Wissenschaftliche Mitarbeiter: 700 Euro* (vor dem 1. Examen), 800 Euro* (nach
dem 1. Examen), 1000 Euro* (nach dem 2. Examen)
*pro Wochenarbeitstag im Monat
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