BMW
Top-Arbeitgeber: Platz 33Moderner Autobauer mit konservativen Strukturen
Rotation ist Tradition. Wer Abwechslung sucht, ist hier genau richtig. Ob autonomes Fahren, Verkehrswende oder das Spannungsfeld zwischen E-Mobilität und Verbrennungsmotor: Der massive Umbruch in der Automobilindustrie stellt die Unternehmensjuristen vor immer neue Herausforderungen. Neben dieser Breite an Themen sorgt auch das traditionelle Rotationsprinzip für Vielfalt in der Ausbildung und späteren Laufbahn der Syndikusanwälte bei BMW. Nach dem ersten Jahr wechseln die Juristen alle drei bis fünf Jahre den Fachbereich. Das stößt nicht bei allen auf Gegenliebe: „Das Festhalten am Allrounder-Profil führt bei einer Rechtsabteilung dieser Größe zu Ineffizienz und Verschwendung von Potenzial“, meint ein Teilnehmer der azur-Umfrage. Ein anderer wünscht sich eine stärkere Spezialisierung. Gleichzeitig betonen sie aber lobend die „qualifizierten Kollegen“ und das „hohe Ansehen“ der Rechtsabteilung im Konzern.
Arbeitsklima top. Insgesamt sind die BMW-Syndizi laut azur-Associate-Umfrage mit ihrer Arbeitgeberin aber in vielen Punkten zufrieden: Vor allem für Anspruch und Niveau der Arbeitsinhalte und für das Betriebsklima vergeben sie gute Noten. Überdurchschnittlich zufrieden sind sie auch mit ihrem Gehalt und der Arbeitsbelastung. Die BMW-Juristen arbeiten laut azur-Umfrage mit rund 46 Stunde pro Woche zwar knapp eine Stunde mehr als Kollegen in anderen Inhouse-Abteilungen im Schnitt, dafür erhalten sie auch eine überdurchschnittliche Vergütung. „Das Gesamtpaket aus Gehalt, Zusatzleistungen, Work-Life-Balance und Arbeitsklima ist fast unschlagbar“, meint ein BMW-Syndikus.
Konservativ in modernem Gewand. So schnittig der neue BMW i7 auch daherkommt: Der Autobauer dahinter schneidet einige alte Zöpfe nur ungern ab. Zwar gibt es mittlerweile die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten, die meisten Umfrageteilnehmer sitzen dennoch häufig im Büro. „Homeoffice ist auch nach über einem Jahr ein Problemthema und wird nicht gerne gesehen“, heißt es in der azur-Umfrage. Viele Syndizi fühlen nach wie vor einen Rechtfertigungsdruck, wenn sie von zu Hause aus arbeiten wollen. Zwar freuen sie sich im Unternehmen über Einzelbüros und hohe Flexibilität bei der Arbeit, die Vereinbarkeit von Familie und Karriere mache es aber nicht einfacher, kritisieren einige in der azur-Umfrage. Auch in puncto Karrierechancen und Frauenförderung sehen sie noch Luft nach oben. Nur eine Frau auf Hauptabteilungsebene sei schwach und an Potenzial mangele es nicht, so eine Umfrageteilnehmerin. Mehrere kritisieren mangelnde Perspektiven für Jüngere. Viele BMW-Juristen wünschen sich ein moderneres Management: „Die Strukturen bräuchten dringend eine Generalüberholung“, heißt es in der azur-Umfrage. Einer fordert gar einen „radikalen Kulturwandel“.
- 5 bis 10 Volljuristen
- 20 Referendare
- keine Praktikanten
Praktikum & Referendariat
Referendare bekommen einen Inhouse-Juristen als Mentor zur Seite; diese nehmen sich laut azur-Bewerberumfrage viel Zeit. Referendare lernen die Arbeit aller Fachbereiche der Rechtsabteilung kennen und dürfen an internen Fortbildungsprogrammen teilnehmen, darunter eine Bewerberschulung. Auch die Teilnahme an einem Doktorandenprogramm ist möglich. „Bereits früh übernimmt man relativ viel Verantwortung“, lobt ein ehemaliger Referendar in der azur-Umfrage. Auch die „spannende Tätigkeit“ und das „tolle Betriebsklima“ überzeugt die Referendare. Praktikanten beschäftigt die Rechtsabteilung nicht.
Ausbildung & Karriere
Automuffel sind bei BMW fehl am Platz. Jeder Neueinsteiger durchläuft einen einwöchigen Einsatz an einem der Produktionsstandorte. Auch bei der juristischen Ausbildung setzt BMW mit der intensiven Einbindung in den Arbeitsalltag mehr auf Praxis statt auf Theorie. Dabei begleitet die Neu-Syndizi im 1. Jahr ein Mentor aus der Rechtsabteilung. Für die fachliche Weiterbildung sorgt eine Mischung aus internen und externen Seminaren, die BMW in der Pandemie um digitale Inhalte erweiterte. Ergänzt werden diese vom fachlichen Austausch bei Syndikustreffen mit BMW-Juristen aus aller Welt. Eine große Palette an weiteren Trainings, etwa zu Soft Skills, Fremdsprachen oder Betriebswirtschaft, bietet zudem die konzerneigenen Bildungsakademie. Vielen Syndizi ist das aber zu vage, sie monieren in der azur-Umfrage, dass die Weiterbildung stark vom jeweiligen Team abhänge und fordern „ein klareres Curriculum für Juristen“ und „mehr externe Seminare“.
Arbeit, Leben & Familie
- Unterstützung bei Kinderbetreuung und Pflege
Stand: Druckausgabe von azur100 2022 mit Erscheinungsdatum 18.03.2022 (Ausnahme: Gehälter, diese werden regelmäßig aktualisiert). Wie kommen die Analysen in azur100 zustande? Lest hier die ausführliche Methodik.
Standorte in Deutschland: München (Sitz der Rechtsabteilung) und verschiedene Produktionsstandorte
Volljuristen in Deutschland: 78 (davon 78 in der Rechtsabteilung)
Frauenanteil in der Rechtsabteilung: 43,6 %
Internationale Präsenz: BMW ist weltweit aktiv und produziert in 15 Ländern. Deutsche Volljuristen sind derzeit in Großbritannien, China, Ungarn, Frankreich und Südkorea tätig. Eigene Rechtsabteilungen gibt es auch in den USA und Südafrika.
Ähnliche wie bei Spitzenkanzleien sind bei BMW 2 mindestens vollbefriedigend bestandene Staatsexamen sowie verhandlungssicheres Englisch die Grundvoraussetzungen für eine Bewerbung. Eine zusätzliche Qualifikation wie ein LL.M.-Titel oder gar eine ausländische Anwaltszulassung sind gerne gesehen. In 2 Gesprächsrunden auf Deutsch lernen Bewerber insgesamt 4 der 6 Hauptabteilungsleiter kennen und bekommen so einen Vorgeschmack auf das vorherrschende Rotationsprinzip. Ein mögliches 3. Gespräch mit dem Chefsyndikus wird dann zum Teil auf Englisch geführt. In der azur-Bewerberumfrage bezeichnen einige Teilnehmer die Gespräche als „freundlich und professionell“, andere beschreiben den Prozess als „konservativ“.
Syndikusanwälte:
1. Jahr: ca. 95.000 Euro*
2. Jahr: keine Angaben
3. Jahr: keine Angaben
*azur-Recherche
Referendare: max. 1.400 Euro pro Monat
Wissenschaftliche Mitarbeiter: Werden nicht beschäftigt
- Arbeitsrecht
- Bank- und Finanzrecht
- Gesellschaftsrecht
- Kartellrecht
- Konfliktlösung
- M&A, Private Equity und Venture Capital
- Marken- und Wettbewerbsrecht
- Technologie und Medien
- Vertrieb, Handel und Logistik