Immer weniger junge Menschen studieren Jura
In Deutschland entscheiden sich immer weniger Abiturientinnen und Abiturienten für ein Studium. Auch im Fach Rechtswissenschaften und Wirtschaftsrecht gehen die Zahlen der Studienanfängerinnen und -anfänger seit 2019 zurück. Die Karrierechancen für junge Juristinnen und Juristen werden damit noch besser, langfristig steigt jedoch auch der Druck.
Im Wintersemester 2021/22 schrieben sich fächerübergreifend nur noch 396.000 Studierende im ersten Fachsemester an deutschen Hochschulen ein. Das zeigen die neusten Zahlen des Statistischen Bundesamtes und die Berechnungen des CHS Zentrums für Hochschuldaten. Nachdem die Zahlen der Studienanfängerinnen und -anfänger in Deutschland bis 2011 konstant angestiegen waren, bewegten sie sich von 2011 bis 2018 auf einem Rekordniveau zwischen 435.000 und 445.000. Der Rückgang in den vergangenen Jahren ist unter anderem auch auf die niedrigeren Geburtenraten in den Neunziger und Nuller Jahren zurückzuführen.
Immer weniger Jurastudierende
Auch im Fach Rechtswissenschaften nimmt die Zahl der Studienanfängerinnen und -anfänger seit einigen Jahren kontinuierlich ab. Schrieben sich im Wintersemester 2018/2019 noch 15.926 junge Menschen für das Jurastudium ein, waren es im Wintersemester 2021/22 nur noch 14.283 Neueinschreibungen.
Auf die Zahl der Absolventinnen und Absolventen wird sich der Rückgang der Einschreibungen voraussichtlich erst in ein paar Jahren auswirken. Mit dem fünfjährigen Jurastudium und dem anschließenden Rechtsreferendariat begeben sich die aktuellen Erstsemester voraussichtlich nach circa sieben Jahren auf den Bewerbermarkt.
Associate-Nachwuchs fehlt schon jetzt
Wer heute als Juristin oder Jurist in den ersten Job einsteigt, hat sein Studium ungefähr im Jahr 2016 begonnen und gehört damit zur größten Welle an Studienanfängerinnen und -anfängern im Fach Rechtswissenschaften seit über zwanzig Jahren. Doch trotz der damaligen Rekord-Einschreibungen ist der Mangel an Volljuristinnen und -juristen heute schon groß.
In einigen Bundesländern wurden beispielsweise die Anforderungen an Bewerbende in der Justiz nach unten korrigiert. Das Land Sachsen-Anhalt reagierte mit einer Anpassung der vorgeschriebenen Punktzahl in den Examina auf den Juristenmangel. In den meisten Bundesländern muss die Justiz aufgrund eines Generationswechsels viele Stellen neu besetzen und findet nicht genügend qualifizierte Bewerberinnen und Bewerber. Die sinkenden Einschreibungszahlen werden das Nachwuchsproblem in den kommenden Jahren noch verschärfen. Für alle, die nach dem Abschluss in einer Wirtschaftskanzlei arbeiten möchten, könnten die Chancen damit noch besser werden als heute. Richterin, Notar oder Kanzleipartnerin – eine Zusage für die Traumstelle zu erhalten, könnte für Nachwuchstalente greifbarer werden denn je.
Die Berufsperspektiven für alle, die aktuell Jura oder Wirtschaftsrecht studieren, werden mit Blick auf die neusten Zahlen in den kommenden Jahren noch besser. Zwar suchen die Top-Wirtschaftskanzleien weiterhin nach Bewerberinnen und Bewerbern mit einem Doppel-VB-Abschluss. Doch schon heute fallen bei einigen kleine Notenpatzer weniger schwer ins Gewicht. Zugleich wachsen auch die Erwartungen der Kanzleien an ihre Anwältinnen und Anwälte. Nicht zuletzt auch wegen der immer weiter steigenden Einstiegsgehälter.
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