Bachelor of Laws in Baden-Württemberg: Abschluss mit Unterschieden
Die Universität Konstanz, eine von fünf baden-württembergischen Universitäten mit einem Staatsexamens-Jurastudium, führt zum Wintersemester 2025/26 einen integrierten Bachelor-Abschluss (Bachelor of Laws, LL.B.) ein.
Die Bewerbung erfolgt weiterhin für den Studiengang ‚Rechtswissenschaft erste juristische Prüfung‘, aber nach der Zulassung befinden sich die Studierenden automatisch im Bachelor of Laws-Programm. Nach eigener Darstellung ermöglicht die Uni Konstanz so „eine Flexibilisierung in der Studien- und Karrieregestaltung“ mit „vollwertigen beruflichen und akademischen Qualifikationen ohne Staatsexamen“. Die Bewerbungsfrist für das Wintersemester ist abgelaufen, für das Sommersemester 2026 kann man sich ab Ende November bewerben.
Etwas mutig erklären die Konstanzer Juristen, die erst kürzlich das 50-jährige Jubiläum ihres Fachbereichs gefeiert haben, dass sie das integrierte Studien- und Abschlussmodell als „erste und bisher einzige Universität in Baden-Württemberg“ einführen. Ausgeblendet wird dabei allerdings das erfolgreiche Mannheimer Programm, mit dem die dortige Universität bereits 2008 einen Kombinations-Studiengang für Unternehmensjuristen etabliert hat.
Mannheimer LL.B. seit 2008
Der integrierte Abschluss Bachelor of Laws (LL.B.) kombiniert seitdem in Mannheim – anders als die klassischen Jurastudiengänge – Inhalte aus Rechts- und Wirtschaftswissenschaften sowie ein fachübergreifendes Skills-Training. Nach den sechs LL.B.-Semestern folgt eine viersemestrige Studienphase mit Öffentlichem Recht und Strafrecht, die mit der Prüfung für das erste Staatsexamen abgeschlossen wird. Prof. Dr. Georg Bitter, der seit 20 Jahren in Mannheim lehrt, konnte zuletzt auf die hohen Bewerberzahlen für den Start im Wintersemester hinweisen: 1.377 Bewerbungen seien eingegangen.
Außerdem bleiben mindestens 90 Prozent eines Jahrgangs von Bachelor-Absolventinnen und -Absolventen mit dem Ziel Staatsprüfung am Ball, so Bitter: „Der Bachelor Unternehmensjurist/in sorgt für unsere Studierenden nach unserer Erfahrung vor allem für Sicherheit auf dem Weg zum Staatsexamen: Wenn man weiß, dass man notfalls die Rückfalloption Bachelor hat, geht man etwas befreiter in Richtung Staatsprüfung, die aber die ganz große Mehrheit als Endziel anstrebt.“ Mannheim könne die niedrigste Durchfallquote im Staatsexamen in Baden-Württemberg vorweisen, schrieb Bitter auf LinkedIn.
Bloß keine Reformen
Die alternativen Wege von Mannheim und jetzt Konstanz haben ganz offenbar einigen Druck unter den baden-württembergischen Universitäten erzeugt. Im Unterschied zu Mannheim und Konstanz möchten die juristischen Fakultäten in Heidelberg, Tübingen und Freiburg nur einen „integrierten LL.B. auf gesetzlicher Grundlage“ vergeben.
Diese Variante sei in Anlehnung an die Regelungen in anderen Bundesländern wie Nordrhein-Westfalen, Hessen oder Rheinland-Pfalz möglich und würde Wettbewerbsnachteile beseitigen, heißt es in einer gemeinsam vorbereiteten Erklärung dieser drei Universitäten. Am Aufbau der Studiengänge und der Durchführung der Prüfungen würde sich nichts ändern – es handele sich um ein „hervorragend bewährtes Studiensystem“, das die „Einhaltung höchster Standards“ in den klassischen juristischen Berufen wahre.