Neues Gehalts- und Bonusmodell frustriert CMS-Associates

CMS Hasche Sigle wird von Associates heftig für ihre kürzlich verkündete neue Gehaltsstruktur kritisiert. In einem anonymen „Brandbrief“, der der JUVE-Redaktion zuging, drückt „eine Gruppe sehr frustrierter CMS-Anwälte“ ihre „herbe Ernüchterung“ über die Neuerungen aus. Die Kanzlei äußert sich nur knapp.

Zum Hintergrund: Zum März hebt CMS die Einstiegsgehälter für Associates im ersten und zweiten Berufsjahr an, die dann fest 120.000 Euro erhalten. Für alle angestellten Anwältinnen und Anwälte ab dem dritten Berufsjahr ändert sich am Fixgehalt nichts, dafür können sie höhere Boni erreichen, die ab einer bestimmten Umsatzschwelle auch schneller hoch ausfallen. Dies führte offenbar zu großer Unruhe innerhalb der Belegschaft. In einem anonym versandten Brief, der von CMS-Associates unterzeichnet wurde, machen diese ihrem Frust nun Luft.

Bonus nur bei hohem Arbeitseinsatz

Weil die Gehaltserhöhung sich nur auf die ersten beiden Berufsjahre beziehe, würden „alle anderen mit einer Anpassung des Bonussystems abgespeist, das nur einigen Anwälten in guten Jahren ein überschaubares Gehaltsplus bescheren dürfte“. In dem Brief lassen sich einzelne angestellte Anwälte anonym zitieren und beschreiben den Vorgang als „Schlag ins Gesicht“, „ein krasser Ausdruck fehlender Wertschätzung“ oder fragen sich, ob durch die Hintertür Stellen im Mittelbau abgebaut werden sollen.

Nach dem neuen System kann ab einer bestimmten Umsatzschwelle ein Bonus deutlich höher ausfallen als bisher und dann auch schnell ansteigen. Für Senior Associates ab dem dritten Berufsjahr könnte er theoretisch zwischen 10.000 und 50.000 Euro betragen. Dabei kritisieren die Absender des Briefes, dass bereits für einen Bonus auf unterster Stufe ein hoher Arbeitseinsatz nötig wäre, nach einem Rechenbeispiel würde dies etwa 2.000 Billable Hours erfordern. „Der einzige Weg, wie wir hier bei CMS zu einer faktischen Gehaltserhöhung kommen können, ist weniger zu arbeiten. Wenn ein Bonus sowieso unrealistisch ist, dann brauche ich mich auch nicht reinhängen, sondern verbringe lieber mehr Zeit mit meinen Kindern und meinen Hobbys.“

Kanzlei im Austausch mit Associates

Auf JUVE-Anfrage reagierte die Kanzlei mit einer kurzen Stellungnahme: „Wir kennen diese Kritik und nehmen sie sehr ernst – auch im internen Austausch mit unseren Anwältinnen und Anwälten. Wir halten die Presseöffentlichkeit allerdings nicht für ein geeignetes Diskussionsforum zu diesen Themen.“

In dem Brief wird von einer Informationsveranstaltung berichtet, die kurz nach der Verkündung der Neuerungen stattfand. In einer Videokonferenz mit rund 350 Teilnehmenden hätten HR-Chefin Paula Wernecke und Managing-Partner Dr. Martin Vorsmann Fragen und Reaktionen Raum gegeben. Dort habe man sich laut Absender des Briefes problembewusst gezeigt, die Midlevel Associates seien als „Herzstück“ der Kanzlei bezeichnet worden. Die Kanzlei habe sich aufgrund der Wettbewerbssituation aber gezwungen gesehen, die Einstiegsgehälter als die präsentesten Zahlen dem Marktstandard anzunähern.

Zudem hatte CMS im Rahmen der neuen Gehaltsstrukturen weitere Benefits für alle Mitarbeitenden eingeführt, darunter ein Jobrad und ein Zuschuss zur Urban Sports-Mitgliedschaft. Die Verfasser des Briefes empfinden dies als „mageren Zuschuss“. Das Schreiben schließt mit der klaren Forderung, dass CMS „endlich insgesamt mit dem Marktstandard“ mithalten müsse, um eine Abwanderung der Midlevel-Associates zu verhindern.


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