Londoner Berufseinsteiger verdienen mehr
Die Einstiegsgehälter der Magic-Circle-Kanzleien lagen in Deutschland lange über denen in London. Das hat sich grundlegend geändert. Grund dafür sind in London ansässige US-Kanzleien, die erheblichen Druck auf den britischen Markt ausüben.
Fünf britische Kanzleien bilden eine informelle Spitzengruppe des Londoner Anwaltsmarkts: A&O Shearman, Clifford Chance, Freshfields, Linklaters und Slaughter and May. Was sie machen, findet überall Beachtung und gibt oft auch den Ton an für die anderen internationalen Büros. Das Thema Gehalt bildet eine Ausnahme.
Das Niveau der Einstiegsgehälter der Magic-Circle-Kanzleien lag in Deutschland lange über dem in London. Das hat sich grundlegend geändert. Für sogenannte Newly Qualified Solicitors zahlen Linklaters und Co in London heute bis zu 62 Prozent mehr als vor vier Jahren und übertreffen wegen dieser Steigerung die Gehälter in Frankfurt, München oder Düsseldorf.
Dass die deutschen Magic-Circle- Büros ihre Berufseinsteiger besser bezahlten, ließ sich stets gut begründen. Die Deutschen sind älter, denn sie haben eine bis zu zehnjährige Ausbildungszeit aus Studium, Referendariat und vielleicht Promotion oder Masterstudium hinter sich. Ein Londoner Associate startet nach Ablauf seines ersten Training Contracts durchschnittlich im Alter von 24 bis 26 Jahren, während seine deutschen Pendants mit 27 bis 30 Jahren ihre Kanzleikarriere beginnen können.
Nach einer beispiellosen Rallye in den vergangenen Monaten hat London den deutschen Markt aber überholt. 2024 haben die britischen Kanzleien ihre Einstiegs-Basisgehälter massiv auf umgerechnet 175.500 Euro hochgezogen (alle Zahlen ohne eventuelle Boni). Die Aufschläge entsprechen im Falle von Linklaters einer Erhöhung von 62 Prozent seit 2021. Allein in diesem Jahr erhöhten alle Magic-Circle-Einheiten die Einstiegsgehälter für Berufsanfänger nochmal um 16 Prozent, während die Gehälter in Deutschland weitgehend bei durchschnittlich 150.000 Euro blieben.

Druck von US-Kanzleien
Vor drei Jahren sah das Bild umgekehrt aus. Allen & Overy, Clifford Chance und Freshfields zahlten ihren deutschen Berufseinsteigern einheitlich 140.000 Euro, Linklaters 120.000 Euro. Damals lag das Gehaltsniveau dieser Kanzleien in Deutschland um bis zu 23 Prozent höher als in London. Dort zahlte Allen & Overy mit umgerechnet 125.775 Euro am meisten und Linklaters mit 108.225 Euro am wenigsten.
Ab 2022 kam Bewegung in dieses Gefüge. Angefacht durch die Gehaltssteigerungen in einigen US-Kanzleien zahlten sowohl Freshfields als auch Clifford in London plötzlich mehr als in Deutschland. Nach den jüngsten Gehaltserhöhungen zahlen die Magic-Circle-Kanzleien mittlerweile bis zu 25.000 Euro oder 15 Prozent mehr als hierzulande. Das liegt weiterhin an den in London ansässigen US-Kanzleien, die auf den britischen Markt hohen Druck ausüben. Heute zahlt zum Beispiel Gibson Dunn & Crutcher ihren Londoner Berufsanfängern umgerechnet 210.600 Euro.