Gehälter: Inhouse-Anwälte verdienen pro Stunde genauso gut wie Associates

39,19 Euro brutto verdient der deutsche Durchschnitts-Associate pro Stunde in einer Wirtschaftskanzlei. Dies ergab die azur-Associateumfrage 2015. In Rechtsabteilungen lag der mittlere Stundenlohn mit 39,17 Euro fast auf den Cent genauso hoch wie im Durchschnitt aller Sozietäten.

Um den Stundenlohn zu ermitteln, stützte sich die azur-Redaktion auf zwei Angaben der Umfrageteilnehmer: die durchschnittliche Arbeitszeit in Wochenstunden, die auf das ganze Jahr hochgerechnet wurde, und das Brutto-Jahresfestgehalt. Bonuszahlungen und Nebenleistungen blieben unberücksichtigt. Angenommen wurden 28 voll genutzte Tage Jahresurlaub.

Stundenlohn in Frankfurt fast doppelt so hoch wie im Osten

In Kanzleien am lohnendsten ist demnach trotz hoher Arbeitsbelastung die Tätigkeit in den M&A-, Bank-/Finanz- und Kartellrechtspraxen, die im Durchschnitt rund 43 Euro pro Stunde einbringt. Am anderen Ende des Spektrums finden sich IT-Recht, Immobilien-/Baurecht, Vergabe- und Handels-/Vertragsrecht mit durchweg unter 36 Euro mittlerem Stundenlohn.

Ein ähnliches Bild ergibt sich regional. Zwar hat der Durchschnitts-Associate in Frankfurt das höchste Stundenpensum im Markt. Da dort gleichzeitig sehr hohe Gehälter gezahlt werden, ist auch der mittlere Stundenlohn in der Mainmetropole am höchsten (43,76 Euro). Auch in Düsseldorf (40,99 Euro) und München (40,53 Euro) bringt der Arbeitseinsatz der Associates laut azur-Umfrage mehr ein als in den übrigen deutschen Großstädten.

Stundenlohn Associates K azur 

Außerhalb der Metropolen ist die durchschnittliche Arbeitslast der Associates zwar deutlich geringer – die Gehälter sind es allerdings erst recht. Laut azur-Umfrage liegt der mittlere Stundenlohn zwischen 34,37 Euro (NRW ohne Köln und Düsseldorf) und schmalen 24,87 Euro (Osten ohne Berlin). Aus dem ländlichen Hessen lagen der Redaktion zu wenige Informationen vor.

Zwar arbeiten Associates in Großkanzleien im Durchschnitt deutlich länger als in kleinen und mittelgroßen Einheiten. Auch die Mindestvorgaben für Billable Hours liegen dort tendenziell höher als in kleineren Sozietäten. Zumindest die internationalen Großkanzleien bezahlen ihre Anwälte aber so gut, dass der Stundenlohn dort mit Abstand am höchsten im Markt liegt: Ihre deutschen Associates verdienen im Schnitt 44,64 Euro in der Stunde.

Über 35 Euro nur in Großkanzleien und Rechtsabteilungen

Alle anderen Kanzleitypen schneiden dagegen schlechter ab als die Rechtsabteilungen, in denen das mittlere Stundenpensum deutlich niedriger liegt als in den meisten Sozietäten. Bei deutschen Großkanzleien mit über 100 Berufsträgern fallen die Gehälter trotz der oft ähnlich hohen Arbeitslast wie bei der internationalen Konkurrenz spürbar geringer aus. Die Folge ist laut azur-Umfrage ein Stundenlohn von durchschnittlich 37,36 Euro.

Stundenlohn Associate und Inhouse azur 

In mittelgroßen Kanzleien mit 25 bis 100 Anwälten liegt der mittlere Associate-Lohn bei 34,33 Euro pro Stunde, kleine Kanzleien mit unter 25 Berufsträgern schneiden marginal besser ab (34,72 Euro). Schlusslicht sind stark spezialisierte, meist kleine Boutiquen mit 33,58 Euro.

Ab dem vierten Berufsjahr lohnt es sich richtig

Unabhängig vom Kanzleityp entwickelt sich der Stundenlohn mit fortschreitender Berufserfahrung deutlich nach oben. Associates in den ersten drei Berufsjahren verdienen im Marktdurchschnitt rund 36 Euro in der Stunde. Vom vierten bis zum sechsten Jahr steigt der Stundenlohn dann kräftig auf über 42 Euro.

In den Folgejahren legt der Stundenlohn nur noch langsam zu, bis zum zehnten Berufsjahr auf etwas über 45 Euro. Allerdings bezahlen die Kanzleien ihren angestellten Anwälten – auf dieser Altersstufe meist Salary-Partner oder Counsel – ab dem siebten Jahr deutlich höhere Durchschnittsboni, die bei der Berechnung des Brutto-Stundenlohns hier nicht berücksichtigt wurden. (Norbert Parzinger)

An der azur-Associateumfrage nahmen im Sommer 2015 insgesamt 3.534 berufstätige Juristen teil. Die aktuelle azur Associateumfrage finden Sie noch bis Anfang Juli 2016 hier.

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