Wo die glücklichsten Associates arbeiten

Die aktuelle azur-Umfrage zeigt: Die größte Zufriedenheit unter den Associates herrscht oft in den kleinsten Kanzleien. Wie machen die das bloß?

In einer Branche, die für ihre hohen Anforderungen und langen Arbeitszeiten bekannt ist, suchen viele Juristinnen und Juristen nach Arbeitgebern, die nicht nur berufliche Herausforderungen bieten, sondern auch ein positives Arbeitsumfeld. Ein gutes Betriebsklima – so zeigt die azur-Bewerberumfrage regelmäßig – steht bei vielen ganz oben auf der Wunschliste, wenn sie ihren ersten oder einen neuen Arbeitgeber suchen.

Der Teamspirit überzeugt

Von den 100 in diesem Heft vorgestellten Arbeitgebern heimsten 40 besonders gute Zufriedenheitswerte in der Beurteilung durch ihre Mitarbeitenden ein. Was dabei auffällt: Unter den zehn bestplatzierten Arbeitgebern befindet sich keine Großkanzlei. Besonders zufrieden sind die Befragten entweder in kleineren Spezialkanzleien oder in Unternehmen. Dass es Rechtsabteilungen aus Unternehmen in die Liste der Arbeitgeber mit den zufriedensten Mitarbeitenden geschafft haben, ist keine große Überraschung: Syndizi vergeben seit Jahren grundsätzlich bessere Zufriedenheitswerte. Die spezialisierten Kanzleiboutiquen hingegen bieten oft den Vorteil, dass sie in kleinen Teams auf engen Austausch und Zusammenhalt setzen können. Sie lassen auch Berufseinsteiger schnell in Mandaten mitarbeiten und können dank Spezialisierung gute Stundensätze aufrufen, die sie oft in Form von hohen Gehältern an ihre Associates weitergeben.

Eine hohe Gesamtzufriedenheit der Associates kommt nicht von ungefähr. Alle hier besonders gut bewerteten Kanzleien und Unternehmen erhalten von ihren Associates in vielen Kategorien überdurchschnittliche Noten. Sie überzeugen also auf ganzer Linie, nicht nur in einzelnen Kategorien.

Aufbruchstimmung

Die gute Laune ist ein Markenzeichen gerade für junge Kanzleien. Die besondere Stimmung der ersten Gründungsjahre macht die Associates geradezu euphorisch. Bestes Beispiel dafür ist die Kanzlei, die die aktuelle Zufriedenheitstabelle anführt: Lark, gegründet Anfang 2024. Associates loben ihre Arbeitgeberin für „flache Hierarchien“, ein „freundliches Umfeld“, den „echten Teamspirit“ und „High-End-Mandate“. Diese sehr gute Stimmung auch in den Folgejahren zu halten – das ist immer wieder eine zentrale Aufgabe für neue Kanzleien.

Auch Orbit – Zweitplatzierte im diesjährigen Zufriedenheitsranking – ist hoch spezialisiert und als einzige juristische Arbeitgeberin ausschließlich im Fondsrecht tätig. Sie ist seit 2021 am Markt und punktet seitdem Jahr für Jahr mit guten Zufriedenheitswerten. Associates loben: „Ein insgesamt zufriedenstellender Arbeitgeber, der insbesondere auf der persönlichen Ebene punkten kann. Die Möglichkeit der absolut flexiblen Arbeit ist von unschätzbarem Vorteil.“

Ebenso hohe Zufriedenheitsnoten geben die Associates von Posser Spieth Wolfers & Partner ihrer Arbeitgeberin. Die auf öffentliches Wirtschaftsrecht spezialisierte Kanzlei steht seit ihrer Gründung 2018 bei ihren Anwältinnen und Anwälten hoch im Kurs. In der aktuellen Umfrage loben die Teilnehmenden vor allem das „großartige Team“ und vergeben für alle Aspekte ihres Berufslebens überdurchschnittliche Werte.

Früh Verantwortung übernehmen

Blaum Dettmers Rabstein ist eine mittelständische Kanzlei mit ebenfalls außerordentlich zufriedenen Associates. Die Kanzlei ist verwurzelt bei norddeutschen Mandanten und gleichzeitig international tätig. Mehrfach loben die Associates aus Hamburg und Bremen in der Umfrage das „tolle Miteinander“, anderen gefällt, dass „die Möglichkeit gewährt wird, früh Verantwortung zu übernehmen“.

Ebenfalls in Hamburg arbeiten die Associates der Kanzlei Neuwerk. Gegründet vor neun Jahren, ist sie als Arbeitgeberin in azur100 immer mal wieder unter den fünf besten Kanzleien in Sachen Associate-Zufriedenheit. Die „Zusammenarbeit auf Augenhöhe“ ist es, die viele Associates dort glücklich macht. „Meinen Partnern liegt etwas an meiner Person“, meint ein anderer Umfrageteilnehmer.

Die dritte norddeutsche Kanzlei, die in puncto Associate-Zufriedenheit in der obersten Liga mitspielt, ist die Hamburger Einheit Leo Schmidt- Hollburg Witte & Frank. Wer Gesellschaftsrecht und M&A lernen möchte, ist hier richtig. Auch hier loben die Associates das Gesamtpaket: „Mir gefällt die familiäre Atmosphäre und dass stets ein netter Umgangston herrscht und viele Fortbildungen angeboten werden“, heißt es in der azur-Associate-Umfrage.

Familienfreundlichkeit punktet

Auch im Rheinland geht es bekanntermaßen fröhlich zu. In Köln sitzt die mittelständische Einheit Loschelder, die man mit knapp 70 Anwältinnen und Anwälten nicht mehr als Boutique bezeichnen kann. Die Kanzlei berät zu Gesellschaftsrecht und Transaktionen genauso wie zum Immobilien- sowie Marken- und Wettbewerbsrecht und „vereint das Beste aus zwei Welten“, wie ein Associate in der azur-Umfrage schreibt: „Hoher qualitativer Anspruch, aber gleichzeitig geregelte Arbeitszeiten und großen Freiraum zur Selbstverwirklichung.“

In München – bei Dissmann Orth geraten die Associates ins Schwärmen, wenn sie über ihre Ausbildung berichten: „Ich kann mir alles aussuchen“, schreibt ein Umfrageteilnehmer. Da die meisten Juristen bei Dissmann Orth als Anwälte und Steuerberater doppelt qualifiziert sind, gefällt den Associates zudem sehr, dass die Kanzlei sie für das Steuerberaterexamen voll unterstützt.

Bei Wendelstein in Frankfurt sorgt offenbar unter anderem die Möglichkeit, sich als Associate aktiv in die Geschicke der Kanzlei einzubringen, für gute Stimmung. Associates loben in der Umfrage das „tolle Miteinander“. Unter anderem entschieden Associates mit, wer eingestellt wird, und auch die Idee, ein gemeinsames Zirkeltraining im Fitnessraum zu veranstalten, wird direkt umgesetzt.

Unternehmensjuristinnen und -juristen sind seit vielen Jahren mehrheitlich zufriedener als Associates in Kanzleien – besonders gut geht es derzeit den Syndizi bei Fresenius. Mit seiner Rechtsabteilung landete der Medizinkonzern als einziges Unternehmen unter den Top- Ten-Arbeitgebern mit den zufriedensten Juristinnen und Juristen. „Extrem familienfreundlich“, „fachlich und menschlich richtig tolles Team“, „faires Arbeitsumfeld“ – so lauten die Kommentare in der aktuellen azur-Umfrage.

Nicht alles passt für jeden

Wer den passenden Arbeitgeber sucht und dabei nicht nur auf das höchste Jahresgehalt schielt, sollte für sich entscheiden, welche Punkte am ehesten zur eigenen Zufriedenheit beitragen.

Grundsätzlich sind gute Aus- und Fortbildungsangebote von großer Bedeutung, da sie die berufliche Weiterentwicklung fördern. Eine angemessene Work-Life-Balance ist entscheidend, um berufliche Verpflichtungen und persönliches Leben in Einklang zu bringen. Ein professionelles Auslastungsmanagement auf Arbeitgeberseite trägt dazu bei, Überlastung zu vermeiden und die Arbeitsbelastung gleichmäßig zu verteilen. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf spielt eine große Rolle für Associates mit familiären Verpflichtungen. Mitsprachemöglichkeiten und ein angenehmes Betriebsklima fördern die Zufriedenheit und das Engagement der Mitarbeitenden. Schließlich sind Aufstiegsmöglichkeiten wichtig, um langfristige Karriereperspektiven innerhalb der Kanzlei zu gewährleisten. Und natürlich ist auch eine faire Bezahlung ein weiterer wichtiger Aspekt.


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