Von München nach Manhattan
Sonja Ruttmann ist neue Partnerin bei der US-Kanzlei Gibson Dunn & Crutcher. Und damit die zweite Frau in der deutschen Partnerschaft. Ihr Weg dorthin führte sie von München nach Manhattan und wieder zurück.
Sonja Ruttmann (42)
Gibson Dunn & Crutcher, München
Aufgewachsen in: Nürtingen
Erste berufliche Station: Ashurst

Driving home for Christmas? Das kam für Sonja Ruttmann Weihnachten 2022 nicht in Frage. Viereinhalb Monate, von Oktober bis Januar, verbrachte sie im New Yorker Büro – und genoss die Zeit in vollen Zügen. Das Büro mitten in Manhattan, die Airbnb-Wohnung nur 20 Gehminuten entfernt, Broadway, Met und Carnegie Hall in der Nähe. „Für kulturell interessierte Menschen war das wahnsinnig beeindruckend“, sagt sie.
In der 47. Etage des MetLife Buildings, wo die Kanzlei ihr Büro unterhält, saß sie mitten im Geschehen, Wand an Wand mit einem der beiden Corporate-Chefs und der Managing-Partnerin. Von dort aus arbeitete sie an ihren Transaktionen, die oft US-Bezug haben. Denn ein Teil ihres Geschäfts in Deutschland ist ohne die USA nur schwer denkbar. Für ihre dortigen Kollegen fungiert sie häufig als deutscher Brückenkopf für Mandanten, die in Deutschland investieren wollen. Und auch der umgekehrte Weg funktioniert: Robert Bosch, der Inbegriff eines im Ursprung schwäbischen Unternehmens, ist mittlerweile auch Stammmandantin der US-Büros. Ruttmanns Kollege Dr. Lutz Englisch brachte Bosch mit, als er 2013 bei Ashurst die Koffer packte, um sich dem Münchner Büro von Gibson Dunn anzuschließen. Ruttmann und ein weiterer Associate folgten ihm einen Monat später. Neun Partner zählte der einzige deutsche Standort damals und zwölf Associates, eine überschaubare Truppe.
Ebenfalls höchst überschaubar waren die Chancen auf einen Platz in der Partnerschaft. Zwar wollte die Kanzlei in Deutschland erklärtermaßen wachsen, eröffnete 2016 ein Büro in Frankfurt, holte sich aber auch reichlich Quereinsteiger. Jahrelang schaffte es kein Anwalt aus den eigenen Reihen in die Partnerschaft, und immerhin zehn Jahre dauerte Ruttmanns Weg dorthin. Im November wurde sie gewählt, ab Januar ist sie nun neben Katharina Humphrey eine von zwei Frauen in dieser Riege und sich bewusst, dass sie damit gerade für junge Juristinnen als ‚role model‘ fungiert. „Junge Frauen sollten darauf vertrauen, dass sich Frauen gegenseitig unterstützen“, sagt sie. Sie selbst wusste Lutz Englisch als Mentor an ihrer Seite. Mit ihm hat sie die ersten Mandate erlebt und auch heute noch stehen sie in regem Austausch.
Dieses Jahr verbringt Ruttmann Weihnachten wieder in Deutschland. Ihr langjähriges Opern-Abo wird sie vielleicht ein wenig darüber hinwegtrösten, dass Broadway, Met und Carnegie Hall Tausende Kilometer weit weg sind.

Wenn Sie eine berühmte Persönlichkeit – egal ob lebendig oder tot – treffen dürften: Wer wäre es und warum?
John Schellnhuber. Mein Beruf ist die Beratung von Mandanten bei deren Transformationsprozessen, er ist ein Vordenker der Transformation und ihrer Notwendigkeiten: Unsere Chance als Gesellschaft aber hängt davon ab, wie gut und schnell die Transformation gelingt.
Welches nichtjuristische Buch bedeutet Ihnen etwas?
Don Quijote; die Charaktere und Begebenheiten widersetzen sich jeder eindeutigen – und eindimensionalen – Interpretation. Und dann gibt es da ja auch noch den so bekannten Kampf gegen Windmühlen …
Die Rubrik Karrieresprung erscheint monatlich im JUVE Rechtsmarkt.