Mit KI auf der Überholspur: Aus- und Weiterbildung für Juristen
Inzwischen dürfen sie im Lebenslauf nicht mehr fehlen: sogenannte ‚Future Skills‘. Zu den wichtigsten Kompetenzen zählt der sichere Umgang mit Künstlicher Intelligenz. Aber wie und wo können junge Juristinnen und Juristen KI-Kenntnisse erwerben?
Früh übt sich, wer ein Meister werden will – das gilt auch mit Blick auf KI. Inzwischen haben angehende Juristinnen und Juristen die Möglichkeit, sich bereits im Jurastudium an den Universitäten mit ChatGPT & Co. zu befassen. Wer seine Studienzeit schon hinter sich hat, für den sind Zertifikatsprogramme eine gute Alternative, um zusätzliche KI-Kompetenz zu erwerben.
KI im Regelstudium
Dass Künstliche Intelligenz bereits im Studienalltag eine zunehmende Rolle spielt, zeigt etwa die Universität Bielefeld. Deren Fakultät für Rechtswissenschaft startet im Juli ein Pilotprojekt, bei dem Studierende im Rahmen einer juristischen Hausarbeit erstmals ein auf KI gestütztes Recherchetool des juristischen Informationssystems Juris nutzen können. Ziel ist es, den Einsatz von KI unter wissenschaftlich kontrollierten Bedingungen in der juristischen Ausbildung zu erproben und auf diese Weise dem Bedürfnis nach Orientierung und verantwortungsvollen Rahmenbedingungen im Umgang mit KI-gestützten Arbeitsweisen in Studium und Prüfung Rechnung zu tragen.
Abseits solcher Pilotprojekte reicht das universitäre Angebot von einzelnen Vorlesungen bis hin zu gesonderten KI-Studiengängen. So bietet etwa die juristische Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf den Begleitstudiengang ‚Rechtsfragen der künstlichen Intelligenz‘ an. Dieser soll Studierenden in zwei Semestern ein Grundverständnis für die Möglichkeiten des Einsatzes von KI bei der Rechtsanwendung und für damit verbundene rechtliche Fragen vermitteln, oder kurz gesagt: KI-Kompetenz schulen.
An der Leuphana Universität Lüneburg, an der Studierende nach dem Major-Minor-Modell studieren, kann das Hauptfach Rechtswissenschaften neuerdings mit dem Nebenfach ‚Artificial Intelligence‘ kombiniert werden. Neben einer fundierten Einführung in die Grundlagen und Anwendungen von KI bekommen die Studierenden auch vertiefte technische Einblicke, etwa in die Arbeit mit Python-basierten Frameworks.
Großes Angebot an Zertifikatslehrgängen
Die Technische Universität München, kurz TUM, hat sich das Thema ebenfalls auf die Fahne geschrieben und daher im Februar eine umfassende KI-Strategie beschlossen. Über das TUM Institute for LifeLong Learning, das eine Vielzahl von Weiterbildungsangeboten für Berufstätige bereithält, können Interessierte auch ein KI-Zertifikatsprogramm absolvieren.
Das Programm ‚Angewandte KI für technische Innovationen‘ geht aus einer Kooperation der TUM mit der Czech Technical University in Prag (CTU) und der Initiative AppliedAI hervor. Dabei soll das Programm den Teilnehmenden nicht nur theoretisches Hintergrundwissen zu KI vermitteln und konkrete Anwendungsfällen aufzeigen, sondern auch Netzwerk-Möglichkeiten bieten. Das viertägige Programm ist mit einer Teilnahmegebühr von 4.400 Euro eher hochpreisig, kann aber über die ECTS-Punkte auf einen Executive MBA angerechnet werden.
Neben den Angeboten der Universitäten und Hochschulen gibt es inzwischen eine ganze Reihe an speziell auf Juristinnen und Juristen zugeschnittenen Zertifikatsprogrammen privater Anbieter. So bietet der Legal Tech Verband in Zusammenarbeit mit dem Bucerius Center on the Legal Profession den interaktiven Online-Kurs ‚Künstliche Intelligenz für Jurist:innen‘ an. Dieser Kurs ist für eine Lernzeit von 3 Stunden konzipiert. Auch über die KI-Plattform ‚AI Legal Club‘ der Bucerius Executive Education können Juristinnen und Juristen KI-Kompetenz erwerben und sich diese nach Abschluss eines Online-Kurses entsprechend zertifizieren lassen.
Die Deutsche Anwaltakademie bietet ebenfalls eine große Auswahl an KI-Seminaren. Diese reichen von allgemeineren Themen wie digitalisierter Rechtsberatung über Briefings zur aktuellen Rechtsprechung und Gesetzgebung bis hin zu Spezialthemen wie KI im Arbeitsrecht oder im Straßenverkehr.