Mit Disziplin über die Zielgerade
Das Ruder fest in der Hand: Erdem Şişmangil ist neuer Partner bei Heuking — und besitzt neben der deutschen auch Anwaltszulassungen in gleich drei weiteren Ländern.
Dr. Erdem Şişmangil (39)
Heuking
Aufgewachsen in: Bursa und Istanbul
Erste berufliche Station: Die ehemalige türkische Kanzlei Esin-Ismen
Zug um Zug, in einem Boot, und immer präzise im Rhythmus bleiben. Das kennt Erdem Şişmangil. „Der Rudersport hat in meinem Leben seit meiner Schulzeit eine prägende Rolle gespielt“, berichtet er. Das Rudern habe auch seine Persönlichkeit beeinflusst: „Dadurch habe ich früh harte und disziplinierte Arbeit und Selbstverantwortung gelernt.“ Und Şişmangil musste diszipliniert sein, bevor er mit 39 Jahren Equity-Partner bei Heuking wurde: Als Schüler besuchte er das traditionsreiche Istanbul Lisesi, ein sehr angesehenes staatliches Gymnasium. Nur die besten Schüler werden dort angenommen, und sie kommen aus der ganzen Türkei zusammen. „Einige der Klassenkameraden von damals, die aus unterschiedlichsten gesellschaftlichen Gruppierungen und Kulturkreisen kamen, sind heute in führenden Positionen in türkischen Konzernen tätig“, sagt Şişmangil. Das Netzwerk trage bis heute: „Einige sind auch meine Mandanten geworden.“

Dem Gymnasium schloss sich ein Jurastudium und der Berufseinstieg in der Türkei an. „Dass ich in Istanbul als Anwalt gearbeitet habe und beide Sprachen gut beherrsche, zahlt sich bis heute für mich aus“, sagt Şişmangil. Nach zwei Berufsjahren wechselte er 2009 nach Berlin an die Humboldt Universität. Dort absolvierte er den Master und arbeitete später promotionsbegleitend bei Baker McKenzie. Zu der US-Kanzlei geholt hatte ihn Dr. Ali Sahin, in dessen Team er 2012 zunächst zu Paul Hastings und 2015 schließlich zu Heuking wechselte. Dort arbeiten Sahin und Şişmangil heute gemeinsam in der M&A-Praxis und bestreiten den Turkey Desk. Die Hands-on-Mentalität der Sozietät kommt seinen Mandanten entgegen, die gern nur eine Vertrauensperson zum Anwalt haben. Zudem birgt die Kanzlei weniger Konfliktpotenzial bei der Mandatsannahme als die international aufgestellten US-Kanzleien. „Nachdem ich 2021 zum Salaried Partner ernannt wurde, wuchs mein Geschäft deutlich schneller“, sagt Şişmangil. „Das war ein sehr wichtiger Schritt.“ Heute berät er überwiegend zum deutschen Recht, neben bestehenden M&A-Mandanten auch große Konzerne und Start-ups, sowie Private Clients aus der Türkei. Den Schnelllieferdienst Getir begleitete Şişmangil etwa beim Markteintritt hierzulande. Gleich vierfach ist Şişmangil dabei als Anwalt zugelassen: Neben der Türkei und Deutschland auch noch in Irland und England. „Mein Beispiel zeigt, dass der deutsche Rechtsmarkt aufnahmefähig ist für andere Anwaltsprofile.“ Rudern geht er auch heute noch gern. Wenn’s geht, direkt auf dem Main.

Zwei Fragen an Şişmangil:
Welchen Beruf haben sich Ihre Eltern für Sie vorgestellt?
Meine Mutter – eine Juristin, genauso wie mein Vater – hätte sich sicher gewünscht, dass ich Medizin studiert hätte. Ihr Vater und Großvater waren beide sehr angesehene Ärzte und sie hat immer geglaubt, dass ich auch ein guter Arzt geworden wäre.
Wo haben Sie Ihr erstes eigenes Geld verdient und was haben Sie davon gekauft?
Als ich sechs oder sieben Jahre alt war, haben mein älterer Bruder und ich in den Schulferien vor dem Gebäude des staatlichen Sozialversicherungsträgers, bei dem unsere Mutter damals als Syndikusanwältin arbeitete, Kaugummi verkauft. Wenn ich mich richtig erinnere, haben wir unser ganzes Geld in neue Matchbox-Autos investiert – die waren damals sehr populär!
Die Rubrik Karrieresprung erscheint monatlich im JUVE Rechtsmarkt.