Keine Angst vor Experimenten

Von der Spezialistin in der Transaktionsberatung zur Allrounderin im Unternehmen. Dr. Maike Sauter, General Counsel der All for One Group, wechselte nach neun Jahren Großkanzlei ins Unternehmen. In der Rechtsabteilung sind ihre Aufgabenbereiche breitgefächert und sie übernimmt auch Managementaufgaben.

Maike Sauter, General Counsel und Prokuristin der All for One Group

Wer wagt, gewinnt. Dieser Satz wäre wohl ein treffendes Motto für den Berufsweg von Maike Sauter. Die 42-Jährige hat im Laufe ihrer Karriere immer wieder auf Neues statt auf Altbekanntes gesetzt. So verließ sie nach rund neun Jahren Gleiss Lutz und wechselte ins Unternehmen:  Bei der All for One Group, einem börsennotierten IT-Beratungsunternehmen mit Sitz in Filderstadt bei Stuttgart, wurde aus der M&A-Spezialistin eine juristische Allrounderin.

Dabei hätte Sauter genauso gut Medizin studieren können. Den erforderlichen Notendurchschnitt dafür hatte sie und mit der Universität Heidelberg lag eine der besten Universitäten des Landes direkt vor ihrer Haustür. Doch der Reiz der Rechtswissenschaften war größer und so zog es sie 2001 zum Jurastudium nach Hamburg an die frisch aus der Taufe gehobene Bucerius Law School – die hiesigen Studentenkneipen kannte sie schließlich schon. Sauter gehört damit zum zweiten Jahrgang der damals noch skeptisch beäugten privaten Hochschule, die neben den juristischen Kernfächern auch das nationale und internationale Wirtschaftsrecht in den Blick nimmt. Abschrecken ließ sie sich von der Neuartigkeit des Konzepts ‚BLS‘ jedoch nicht – ganz im Gegenteil: Einen Hang zum Experimentellen habe sie immer schon gehabt, sagt sie. „Alle haben damals etwas gewagt, Professorinnen und Professoren ebenso wie die Studierenden. Wir saßen alle in einem Boot.“

So war es denn auch der Reiz des Neuen und Unbekannten, der die Gesellschaftsrechtlerin nach fast zehn Jahren Kanzleialltag im Stuttgarter Büro von Gleiss Lutz in die Unternehmenswelt lockte. „Ich stand damals kurz vor dem Partnerverfahren und habe mir die Frage gestellt, ob ich für die nächsten 25 Jahre nur Transaktionen machen will“, erinnert sich Sauter. Dass auf die Großkanzlei ein IT-, Consulting- und Service-Provider als Arbeitgeber folgte, passt in Sauters Profil. Zwar begann die Juristin ihre Karriere bei Gleiss Lutz 2012 im Aktienrecht, sie spezialisierte sich im Laufe der Zeit aber zunehmend auf grenzüberschreitende Transaktionen im IT- und Technologiebereich. Bei der All for One Group umfasst Sauters Aufgabenspektrum weit mehr als die bloße Transaktionsberatung. Als General Counsel und Prokuristin des auf SAP-Consulting und Implementierungsprojekte spezialisierten Unternehmens hat sie gleich mehrere Hüte auf. Sie berät in ihrer Rolle als Business Partnerin andere Abteilungen und Tochtergesellschaften zu rechtlichen Fragestellungen, ist Sparringspartnerin sowie Trusted Advisor für das Management und vertritt das Unternehmen als Prokuristin auch nach außen. Bei alldem muss sie stets die aktuelle Rechtslage und diesbezügliche Risiken im Blick behalten. „Die Arbeit in einer Unternehmensrechtsabteilung ist um einiges komplexer, weil die Themen viel breiter gefächert sind“, sagt Sauter.

Dass sich ihr Arbeitspensum im Vergleich zur Großkanzlei nicht geändert hat, sei dagegen ihrem Naturell geschuldet. „Es gibt viele Aufgaben, die nicht von außen an mich herangetragen werden, die ich mir aber selbst auf die Fahne schreibe.“ So sei die To-do-Liste stets gut gefüllt. Vergleichen lasse sich das, so Sauter, etwa mit Managementaufgaben in Kanzleien. Denn neben der Mandatsarbeit erwarten Großkanzleien von ihren Anwältinnen und Anwälten in der Regel, dass diese sich auch in den Bereichen Geschäftsentwicklung und Mandantenakquise engagieren. Die Unternehmensrechtsabteilung könne aber mit einem Pluspunkt trumpfen: „Als Inhouse-Juristin ist man viel näher am Geschäft. Man sitzt im Fahrersitz, nicht bloß auf der Rückbank, und kann bei Projekten aktiv mitentscheiden und vieles ab Tag eins selbst in die Hand nehmen.“


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