Die Überfliegerin: Mareike Heesing im Porträt
Mareike Heesing – sie zählt zur jungen Generation von Außenwirtschaftsrechtlerinnen. Ihren Platz hat sie ausgerechnet in einer deutschen Großkanzlei gefunden. Und das, obwohl es sie um ein Haar ins Ingenieurwesen verschlagen hätte.
Jura wurde Mareike Heesing nicht in die Wiege gelegt. Ihr starkes Interesse für Technik dagegen schon. „Das begleitet mich schon seit meiner Kindheit“, erzählt die 35-Jährige. Wegen der Arbeit ihres Vaters, einem Bundeswehrsoldaten, kam Heesing schon früh in Berührung mit Hubschraubern. „Die technische Komponente dieses Rüstungsmaterials, in dem sehr viel Hightech drinsteckt, hat mich von Anfang an fasziniert.“
Technik ist Trumpf
Heute ist Heesing Salary-Partnerin im Kölner Büro von Oppenhoff & Partner und hat an ihrer Leidenschaft für technische Dinge festgehalten. Als Mitglied der Praxisgruppe Außenhandel berät sie bei Oppenhoff nationale und internationale Hochtechnologieunternehmen zu Projektverträgen, Investitionsprüfungen, Exportkontrolle und Sanktionen. Ihr Branchenschwerpunkt liegt dabei – Überraschung! – auf Luftfahrt und Verteidigung. Heesings frühe Affinität für Technik hätte sie allerdings beinahe auf einen anderen Karriereweg geführt. „Es hätte genauso gut Ingenieurwesen werden können“, sagt sie heute.
Zwei Herzen in einer Brust
Doch der Zufall wollte es anders. Mit 15 Jahren zog Heesing mit ihrer Familie nach Südfrankreich und beendete dort die Schule. Um ihrer neuen Wahlheimat nach dem Schulabschluss nicht gänzlich den Rücken kehren zu müssen, fiel ihre Wahl auf den deutsch-französischen Studiengang Rechtswissenschaften, den die Universität Köln gemeinsam mit der Pariser Sorbonne durchführt. „Ich hatte zu dem Zeitpunkt schon lange in Frankreich gelebt und wollte den internationalen Kontext nicht verlieren“, sagt Heesing. Die Möglichkeit eines grenzüberschreitenden Doppelstudiengangs sei schließlich entscheidend für die Wahl des Studienfachs Jura gewesen.
Doch obwohl Heesing dem Jurastudium den Vorzug gab, beeinflusste ihr starkes Interesse für Technik ihren weiteren Karriereweg nachhaltig. So war dennauch die Wahl ihres ersten Arbeitgebers mehr als bloßer Zufall: Ende 2016 heuerte Heesing als Rechtsberaterin in der Unternehmensführung des Luft- und Raumfahrtkonzerns Airbus an. „Während meines Studiums dachte ich immer, dass ich später als Unternehmensjuristin arbeiten würde“, so Heesing.
Unternehmen oder Kanzlei?
Doch obwohl ihr die Inhouse-Tätigkeit großen Spaß machte, ließ sie der Gedanke nicht los, dass auch die Großkanzlei ein gutes Arbeitsumfeld für sie sein könnte. „Nach einem Jahr im Unternehmen habe ich mir dann gesagt: Jetzt oder nie!“ Ende 2017 stieg Heesing als Associate bei Oppenhoff in Köln ein. Die Kanzlei mit ihrer internationalen Mandantschaft und starken Ausrichtung auf Luft- und Raumfahrt sowie Verteidigung kannte sie da schon aus ihrer Zeit als Referendarin. Vor allem das Außenwirtschaftsrecht erwies sich dabei als perfekte Spielwiese für Heesings Interessen. Ihrer Leidenschaft, den Dingen auf den Grund zu gehen, konnte sie hier freien Lauf lassen – etwa bei der Klärung der Frage, ob es sich bei einer Infrarotkamera für eine Müllsortierungsanlage tatsächlich um ein sogenanntes Dual- Use-Gut handelt, das sowohl für zivile als auch militärische Zwecke eingesetzt werden kann. „Die enge Zusammenarbeit mit den Technikern und Ingenieuren vor Ort ist für mich neben der politischen Dimension des Rechtsgebiets ein Highlight meiner Tätigkeit“, schwärmt Heesing. „Die Möglichkeit zu haben, Güter sämtlicher Wirtschaftszweige Deutschlands kennenzulernen und zu verstehen – das hat mich gepackt und nicht mehr losgelassen.“ Kein Wunder also, dass aus ihrer Stippvisite in der Kanzlei ein Langzeitaufenthalt geworden ist.
Ihre Ernennung zur Salary-Partnerin Anfang des Jahres ist gleich doppelt besonders: Zum einen sind Partnerernennungen im Außenwirtschaftsrecht sehr selten, zum anderen ist Heesings Beförderung Teil einer Doppelernennung. Mit ihr zusammen wurde auch ihr Kollege Dr. Carsten Bormann zum Partner ernannt. Die beiden lernten sich auf einem Mandat kennen als Bormann noch für eine andere deutsche Kanzlei tätig war und stellten schnell fest, dass ihre Arbeitsweisen gut ineinandergreifen.
Dynamisches Duo
Vor knapp drei Jahren wechselte Bormann schließlich zu Oppenhoff und ist seither ebenfalls Mitglied der Praxisgruppe, die von dem renommierten Außenwirtschaftsrechtler Stephan Müller angeführt wird. „Wir haben dann angefangen, darüber zu sprechen, wie wir uns die Arbeit als Team vorstellen und wie wir den Fachbereich gemeinsam weiter ausbauen wollen“, erzählt Heesing. Dass sie den Schritt in die Partner‑ schaft gemeinsam gehen konnten, sieht Heesing als Trumpf – für die Kanzlei ebenso wie für ihre Mandanten: „Wir sind ein eingespieltes Team und können gemeinsam ein größeres Gesamtpaket und besten Service anbieten.“
Denn auch wenn sich die beiden Außenwirtschaftsrechtler als Team blind verstehen, haben beide ihre jeweilige Spezialkompetenz und eigene Business-Development- Initiativen. So ist Bormann insbesondere im Bereich Investitionskontrolle aktiv, während Heesing vor allem zu Exportkontrollthemen berät. Seit 2020 leitet sie zudem den French-Desk der Kanzlei – für die 35-Jährige zugleich Herzenssache und Heilmittel gegen Sehnsuchtsanflüge.