Am Anfang steht der Enthusiasmus
Im Wettbewerb um den besten juristischen Nachwuchs lassen sich Wirtschaftskanzleien Einiges einfallen, um vor allem Berufseinsteiger für sich zu gewinnen. Doch wie die aktuelle azur-Associate-Umfrage zeigt, lässt die anfängliche Euphorie oft schon nach wenigen Jahren nach.
Die Zufriedenheit von Associates in Wirtschaftskanzleien hängt von vielen Faktoren ab. Exorbitante Einstiegsgehälter von bis zu 180.000 Euro sind längst nicht mehr das einzige Argument für die Wahl eines Arbeitgebers. Wer junge Anwältinnen und Anwälte anziehen will, muss flexible Arbeitszeiten und -modelle, ausgeklügelte Weiterbildungsmöglichkeiten und echte Aufstiegschancen bieten. Die aktuelle azur-Associate-Umfrage zeigt die veränderten Zufriedenheitswerte nach den unterschiedlichen Berufsjahren.
Betrachtet man die Gesamtzufriedenheit in deutschen Wirtschaftskanzleien, liegt diese in den ersten drei Berufsjahren im Durchschnitt noch bei 4,99. In den darauffolgenden drei Jahren sinkt sie auf 4,84 und ab dem siebten Berufsjahr auf 4,74. Die Skala reicht von 1 (ganz und gar nicht zufrieden) bis 6 (voll und ganz zufrieden). Oder kurz gesagt: Je weniger Berufsjahre der Associate hat, desto zufriedener ist er. Ein ähnliches Bild zeichnet sich beim Gehalt: Berufseinsteiger sind in den ersten drei Jahren am zufriedensten mit ihrer Vergütung, danach sinkt die Zufriedenheit. Ein Grund könnte darin liegen, dass Kanzleien zunächst hohe Einstiegsgehälter zahlen, die Gehaltssprünge für Associates mit ein paar Jahren Berufserfahrung jedoch verhältnismäßig geringer ausfallen. Das kann zu Unmut führen. Bonuszahlungen sind in vielen Kanzleien immer noch leistungsbezogen, sodass eine über das Grundgehalt hinausgehende Vergütung oft an hohe Stundenvorgaben geknüpft ist.
Viel Geld für viel Arbeit
Viele Stunden im Büro wirken sich wiederum negativ auf die Work-Life-Balance der Associates aus. Laut azur-Umfrage sinkt der Zufriedenheitswert zum Verhältnis von Arbeit und Freizeit ab dem vierten Berufsjahr von 4,35 auf 4,22. Ein ähnliches Muster zeigt sich bei der Zufriedenheit mit dem Weiterbildungsangebot. In den ersten drei Berufsjahren sind die Associates am zufriedensten mit ihren Fortbildungsmöglichkeiten, ab dem vierten Jahr lässt die Zufriedenheit nach, um ab dem siebten Jahr wieder leicht anzusteigen. Warum? Viele Kanzleien investieren gerade in den ersten Jahren viel in ihren juristischen Nachwuchs. Entsprechend vielfältig und umfangreich sind die Aus- und Fortbildungsangebote in vielen Einheiten. Mit zunehmender Seniorität wird auch der Weiterbildungsbedarf selektiver. Und nicht jede Kanzlei hält auch für die erfahrenen Associates ein passendes Programm bereit. Geht es noch ein paar Jahre später auf die Partnerschaft zu, wird die Betreuung der Partnerkandidatinnen und -kandidaten wieder intensiver.
Konsequent im Aufwind ist hingegen die Zufriedenheit mit der Internationalität. Je länger die Associates im Job sind, desto besser bewerten sie die Internationalität ihrer Tätigkeit. Associates ab dem siebten Berufsjahr sind am zufriedensten mit der Internationalität ihrer Arbeit.