Goodwin Procter
Top-Arbeitgeber: Platz 25US-Kanzlei mit Spitzengehalt
Macht Geld zufrieden? Sechs Jahre nach ihrer Gründung ist die US-Kanzlei Goodwin Procter immer noch auf Wachstumskurs und will vor allem für ihre Schwerpunktbereiche Private Equity und Immobilien weitere Associates aufnehmen. Ein gutes Argument für Bewerber dürfte das Gehalt sein. Genau wie einige ihrer US-Konkurrenten hat Goodwin zuletzt ordentlich Geld draufgelegt und zählt mit nun 160.000 Euro Einstiegsgehalt zu den Spitzenreitern am Markt. Doch alles hat seinen Preis, auch das Gehalt: Der Alltag der Associates ist von Transaktionen geprägt und ihr Arbeitspensum ist laut azur-Umfrage entsprechend hoch: Sie sitzen jede Woche deutlich länger im Büro als ihre Kollegen in anderen Großkanzleien im Durschnitt. Trotzdem sind zumindest die Goodwin-Associates, die vereinzelt an der azur-Umfrage teilnahmen, mit ihrer Arbeitsbelastung und Work-Life-Balance zufrieden. Auch sonst zeichnen die wenigen Umfrageteilnehmer ein positives Bild der Kanzlei: Das Betriebsklima und die Gleichbehandlung etwa von Mann und Frau bewerten sie gut.
In English, please. Wer gerne in einem internationalen Team arbeitet und für die Ausbildung auch mal um die Welt reisen möchte, ist bei Goodwin richtig. Wenn die Kanzlei Private-Equity-Investoren bei Deals berät, kommt es häufig vor, dass das deutsche Team mit Kollegen aus den USA, Großbritannien oder China zusammenarbeitet. Hier sind fließende Englischkenntnisse unabdingbar, und deshalb legt Goodwin bereits bei Bewerbern großen Wert darauf. Während der Ausbildung können Referendare ihr Englisch weiter aufpolieren, zum Beispiel im Rahmen der Wahlstation im Bostoner Büro. Associates steht das globale Rotationsprogramm offen, bei dem sie für drei Wochen zwei andere Goodwin-Büros weltweit kennenlernen können. Coronabedingt musste die Kanzlei Programme wie diese zuletzt runterfahren, will sie jedoch so schnell wie möglich wieder aufnehmen.
Seelische Gesundheit im Fokus. Bei diesem Jetset-Programm mit langen Arbeitszeiten müssen die Anwälte viel leisten. Der ohnehin große Druck stieg während des Corona-Lockdowns noch einmal an. Das veranlasste das deutsche Management, im vergangenen Herbst eine feste Kooperation mit einer Psychotherapeutin einzugehen. Bei ihr können alle Mitarbeiter zweimal im Monat vertraulich Termine wahrnehmen. Auch beim Thema Homeoffice hat die Pandemie ein Umdenken bei der Kanzleiführung ausgelöst: Arbeiten von zu Hause ist nun nach Absprache im Team jederzeit möglich. Dementsprechend loben die wenigen Teilnehmer der azur-Umfrage das „flexible Arbeiten“ und heben hervor, dass es „viel Homeoffice“ gibt. Mit der dafür erforderlichen IT-Ausstattung sind sie auch zufrieden.
- 10 bis 20 Volljuristen
- 15 Referendare
- 3 Praktikanten
Praktikum & Referendariat
Allen Praktikanten steht bei Goodwin ein Associate als Mentor zur Seite. Er bezieht sie in den Arbeitsalltag ein und gibt regelmäßig Feedback. Auch Referendare werden eng von einem Mentor begleitet und dürfen von Beginn an Mandate bearbeiten. Ein maßgeschneidertes Programm gibt es für sie nicht. Jedoch können sich Referendare mit einem 800-Euro-Gutschein für den Repetitor Kaiser auf das Examen vorbereiten. Seine Sprachkenntnisse kann der Nachwuchs in Kursen zu Business-Englisch verbessern.
Ausbildung & Karriere
Bei Goodwin liegt ein besonderes Augenmerk auf der Entwicklung der angestellten Anwälte. Dabei beurteilt sie ein internationales Komitee, das sie anhand eines festen Schemas mit ihren Kollegen weltweit vergleicht und Feedback gibt. Das Komitee entscheidet auch, ob ein Anwalt in die Partnerschaft aufgenommen wird. Grundsätzlich ist das ab dem siebten Berufsjahr möglich. Alternativ ist der Counsel-Status eine langfristige Karriereoption. Mit den Chancen auf die Vollpartnerschaft und den Möglichkeiten abseits der Partnerschaft sind die Goodwin-Associates laut azur-Umfrage etwas zufriedener als der Durchschnitt. Damit junge Anwälte sich schnell einen Namen machen, tragen sie früh Verantwortung in Mandaten und begleiten Partner zu Akquiseterminen oder Mandantenveranstaltungen. Entsprechend loben die wenigen Teilnehmer an der azur-Umfrage das „aktive Mentoring“ und heben hervor, dass es „viel Partnerkontakt und Diskussion“ gibt. Mit dem Weiterbildungsangebot sind sie jedoch etwas weniger zufrieden als der Durchschnitt.
Arbeit, Leben & Familie
- Vermittlung von Kitaplätzen inklusive teilweiser Übernahme der Kosten
- Möglichkeit zur Arbeit in Teilzeit
Stand: Druckausgabe von azur100 2022 mit Erscheinungsdatum 18.03.2022 (Ausnahme: Gehälter, diese werden regelmäßig aktualisiert). Wie kommen die Analysen in azur100 zustande? Lest hier die ausführliche Methodik.
Standort in Deutschland: Frankfurt, München
Anwälte in Deutschland: 7 Vollpartner, 4 Non-Equity-Partner, 4 Counsel, 24 Associates und 1 of Counsel
Frauenanteil Anwälte: 27,5 %; keine innerhalb der Vollpartnerschaft
Internationale Präsenz: Hauptstandort der Kanzlei ist Boston. Insgesamt hat sie 13 Büros weltweit, darunter New York, Hongkong und London.
Offiziell fordert Goodwin eine Gesamtzahl von 16 Punkten aus beiden Staatsexamina. Jedoch können Bewerber auch anders punkten, beispielsweise mit einem im Ausland erworbenen LL.M.-Titel. Daneben legt die Kanzlei vor allem Wert auf sehr gute Englischkenntnisse sowie Eigenschaften wie Teamfähigkeit und soziale Kompetenz. Dass neue Kollegen nicht nur fachlich, sondern auch persönlich ins Team passen, ist der Kanzlei umso wichtiger, weil die Belegschaft in Deutschland verhältnismäßig klein ist. Das circa einstündige Erstgespräch führt ein Partner. Ist der Eindruck daraus positiv, lernt der Bewerber bei einem Zweitgespräch das Team kennen. Dazu gehört auch, dass er sich mit Associates austauschen kann, ohne dass ein Partner dabei ist.
Associates:
1. Jahr: 160.000 Euro plus Bonus
2. Jahr: 170.000 Euro plus Bonus
3. Jahr: 180.000 Euro plus Bonus
Referendare: 1.000 Euro*; max. 5.000 Euro pro Monat
*pro Wochenarbeitstag im Monat
Wissenschaftliche Mitarbeiter: 700 Euro* (vor dem 1. Examen), 1.000 Euro* (nach dem 1. Examen), 1.000 Euro* (nach dem 2. Examen)
*pro Wochenarbeitstag im Monat
- Immobilien- und Baurecht
- M&A, Private Equity und Venture Capital