Gibson Dunn & Crutcher

Top-Arbeitgeber: Platz 32

US-Kanzlei mit Fokus auf Transaktionen und Compliance

Die eierlegende Wollmilchsau!? Gibson Dunn gehört zu den wenigen Kanzleien, denen ein schwieriger Spagat nachhaltig zu gelingen scheint: Ein höchst profitables Geschäft und zufriedene Associates. Die beiden deutschen Büros schafften es erstmalig, die 1-Millionen-Euro-Grenze beim Umsatz pro Berufsträger zu knacken. Und das ohne größere Schmerzen auf Associate-Ebene. Mit laut azur-Associate-Umfrage rund 55 Wochenarbeits­stunden wird hier zwar gut zwei Stunden mehr gearbeitet als im Durchschnitt, trotzdem sind die Anwältinnen und Anwälte überdurchschnittlich zufrieden mit ihrer Arbeitsbelastung und der Förderung der Work-Life-Balance. Aller­‑
beste Noten vergeben sie auch für die Internationalität ihrer Arbeit und für das Betriebs­klima. In der azur-Umfrage fasst es ein Teilnehmer so zusam­men: „spannende Kombination aus Großkanzlei-Feeling durch gelebte internationale Anbindung und dennoch überschaubare Anwaltszahl in Deutschland mit den Vorteilen einer Boutique.“

Ausbildung – under construction. Bei allem Lob hat aber auch Gibson Dunn ihre, wenn auch kleineren, Baustellen. So sind die Associates in der azur-Umfrage nicht so richtig zufrieden mit ihrer Weiterbildung. Einer wünscht sich fachlich und regional besser zugeschnittene Weiterbildungsangebote, ein anderer hätte gerne ein höheres Ausbildungsbudget zur Verfügung. Doch die Kanzlei hat reagiert: In der Mache ist seit Ende 2022 ein strukturiertes Weiterbildungsprogramm, das vier Jahre dauern und gemeinsam mit einem externen Anbieter im Laufe des Jahres 2023 auf die Füße gestellt werden soll.

Steile Karriereleiter. Luft nach oben sehen die Associates zudem bei ihren Aufstiegschancen in die Partnerschaft. Damit sind sie, wie auch ihre Kollegen in den meisten US-Kanzleien dieser Aufstellung, noch unzufriedener als mit ihren Karrieremöglichkeiten jenseits der Partnerschaft. Immerhin kann die Kanzlei mittlerweile diesbezüglich Fortschritte vorweisen: Nachdem sie im vergangenen Jahr einen Anwalt in die Partnerschaft ­aufnahm, waren es Anfang 2023 sogar zwei – darunter eine Frau. Damit ist ein wichtiger Schritt getan, der überfällig war, da die Partnerschaft bisher ausschließlich von Männern besetzt war. Außerdem unterstützt Gibson Dunn Associates, die sich umorientieren wollen. Sie hat ein Portal mit Stellenanzeigen von Mandanten eingerichtet, das zum Jobwechsel oder für Secondments vorgesehen ist. Doch inwieweit das auch genutzt wird, ist fraglich. Laut azur-Umfrage plant kaum ein Associate, Gibson Dunn in den nächsten zwölf Monaten zu verlassen und durch die Bank alle Umfrage­teilnehmer würden die Kanzlei als Arbeitgeber empfehlen. Ein so einhelliges Statement ist ­keinesfalls die Regel.

Neueinstellungen 2023
  • 6 bis 12 Volljuristen
  • 15 Referendare
  • 28 Praktikanten
14 % der neu Eingestellten sind ehemalige Referendare

Praktikum & Referendariat

Den Nachwuchs erwartet hier eine Zeit mit persönlicher Betreuung durch einen Mentor und eine Reihe von internen Kursen. Mit diesem Angebot sticht die Kanzlei zwar nicht besonders heraus, allerdings scheint sie trotzdem vieles richtig zu machen. In der azur-Bewerberumfrage gibt es viel Lob von den Ehemaligen, etwa für die „gute Betreuung“ , zu lesen ist zudem von „guter Einbindung in die fachliche Arbeit“ und „Arbeit mit vielen verschiedenen Anwälten“. Ein Referendar betont die „intensive Einbindung in die Mandatsarbeit mit vielfältigen Aufgaben und regelmäßigem Feedback“.


Ausbildung & Karriere

Gibson Dunn setzt bei der Ausbildung ihrer Associates auf Learning by Doing, intensive Betreuung, das internationale Netzwerk und eine Portion Eigenverantwortung. Enger Mandantenkontakt vom ersten Tag an gehört ebenso dazu wie regelmäßiges Feedback. Letzteres findet in den ersten beiden Berufsjahren zweimal pro Jahr und ab dem dritten Berufsjahr einmal jährlich statt, wobei die Associates auch ein um­gekehrtes Feedback an ihre Mentoren geben. Neben regelmäßigen internen Vorträgen im Rahmen einer Frühstücksreihe legt Gibson Dunn auch viel Wert auf die Pflege des internationalen Netzwerks, etwa durch mehrtägige Praxisgruppentreffen in den USA. Eigenverantwortung ist zudem gefordert: Jeder Associate erhält ein festes jährliches Budget, das er selbstständig einsetzen kann. In der azur-Umfrage ­loben die Associates zwar unter anderem die Freiheit, die Coachings und die enge Einbeziehung in Mandate, ihre Note für die Weiterbildung rangiert trotzdem etwas unter dem Durchschnitt. Ein strukturiertes Ausbildungsprogramm ist aber bereits angekündigt.


Arbeit, Leben & Familie

  • Globales Wellnessprogramm mit regelmäßigen Vorträgen, Veranstaltungen und Angeboten
  • Flexible Teilzeit- und Home­office-Möglichkeiten

 

Stand: Druckausgabe von azur100 2023 mit Erscheinungsdatum 10.03.2023 (Ausnahme: Gehalt, dieses wird regelmäßig aktualisiert). Wie kommen die Analysen in azur100 zustande? Lest hier die ausführliche Methodik.

Das azur Urteil
  • Praktikum 2 Sterne

  • Referendarausbildung 2 Sterne

  • Associate-Ausbildung 2 Sterne

  • Associate-Zufriedenheit 4 Sterne

  • Gehalt 4 Sterne

  • Aufstiegschancen 0 Sterne

  • Karriere und Familie 2 Sterne

  • Work-Life-Balance 2 Sterne

  • Internationalität 4 Sterne

Lob der eigenen Associates

  • „Sehr familiäre und vertrauensvolle Atmosphäre”

  • „Die Anforderungen sind realisierbar.”

  • „Hier sind wenige Prozesse in Stein gemeißelt, das fördert die ­eigene Entwicklung.”

Kritik der eigenen Associates

  • „Das Budget für die eigene Weiterbildung könnte erhöht werden.”

  • „Es fehlt ein Kinderbetreuungsangebot.”

Standorte in Deutschland: Frankfurt und München

Anwälte in Deutschland: 16 Vollpartner, 5 Counsel und 47 Associates

Frauenanteil Anwälte: 27,9 %; 6,3 % innerhalb der Vollpartnerschaft

 

Internationale Präsenz: Gibson Dunn beschäftigt rund 1.500 Anwältinnen und Anwälte an 20 Standorten weltweit. Die meisten Büros sind in den USA, eines ist in Dubai, eines in Brasilien, drei in Asien und fünf (inklusive Deutschland) in Europa.