Referendariat: Ein hybrider Ausbildungsbetrieb

Im aktuellen Referendariatsbetrieb setzen die Ausbildungsbezirke zumeist auf digitale Arbeitsgemeinschaften. Wer dieses Jahr im juristischen Vorbereitungsdienst ist, findet deutlich weniger persönliche Kontakte als üblich, auch in den Anwaltsstationen. 

Die angeregte Diskussion über einen Sachverhalt, das Erlebnis aus einer Gerichtsverhandlung oder einfach nur das wöchentliche Wiedersehen mit anderen Referendarskollegen, all das findet zurzeit gar nicht oder nur auf Sparflamme statt. Auf der anderen Seite sind sowohl Referendare als auch Ausbilder froh, dass es überhaupt weitergeht. So beobachtet es der Vorsitzende Richter am Landgericht Dr. Georg Winkel, der am Oberlandesgericht Köln auch für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist.

Arbeitsgemeinschaften hybrid und online 

Im Bezirk Köln finden die Arbeitsgemeinschaften fast ausschließlich online statt. Einige wenige nutzen ein hybrides Modell, bei dem ein kleiner Teil der Gruppe vor Ort ist und der Rest online hinzugeschaltet ist. „Die vielen organisatorischen und technischen Fragen sind zügig geklärt worden und die Online-AGs laufen seit mehreren Monaten weitgehend reibungslos“, zieht Winkler ein erstes Resümee der vergangenen Monate. Anders als zu Beginn der Corona-Krise im Frühjahr haben auch die Gerichte weitestgehend ihren Normalbetrieb wieder aufgenommen. So kann zumindest in diesem Teil der Ausbildung praktische Erfahrung gesammelt werden. 

Der Bezirk OLG Köln stellt monatlich Referendare in Köln, Aachen und Bonn ein, jährlich bildet der Bezirk etwa 1.600 junge Juristen aus. Welche handfesten Folgen für die aktuellen Ausbildungsjahrgänge entstehen, ist noch nicht abzusehen und wird sich erst mit den Examensergebnissen im Vergleich zu den Vorjahren zeigen. „Sowohl für die AG-Leiter als auch für die Referendare ist die digitale Lehre eine große Herausforderung“, sagt Winkler. „Zwangläufig sind in Online-AGs Diskussionen und gegenseitiges Feedback nur eingeschränkt möglich.“ Mit Blick auf die kommenden Wochen und Monate sagt Winkel: „Der AG-Betrieb wird zunächst digital fortgeführt – dies ist bis auf Weiteres unabhängig von der weiteren Entwicklung hinsichtlich der Covid-19-Pandemie.“

Anwaltsstation trotzdem nutzen

Auch während der Anwaltsstation in einer Kanzlei finden sich angehende Juristen in einer deutlich anderen Situation als üblich. Ob Großkanzlei oder kleine Boutique, die Kanzleien haben vieles in Bewegung gesetzt, damit der Nachwuchs nichtsdestotrotz eine möglichst gute Station erlebt. Das reicht von einem virtuellem Onboarding bis zur Online-Ausbildungsakademie. Beim Kennenlernen eines potentiellen Arbeitgebers, wofür die Station in aller Regel genutzt wird, gilt trotzdem: Bloß nicht hängen lassen

 


Teilen:

azur Mail abonnieren