Unzufriedene Associates unter den Konfliktlösern
Eigentlich sollen sie selbst Konflikte lösen – doch die Anwälte in den Dispute-Resolution-Praxen haben mit ihren Arbeitgebern so einige Hühnchen zu rupfen. Unter den Associates aller Rechtsgebiete sind die Konfliktlöser die Unzufriedensten, das zeigt die aktuelle Associate-Umfrage von azur.
Doch die Dispute-Resolution-Anwälte finden auch positive Bewertungen ihrer Jobs, so sind sie mit ihrem Gehalt und der Arbeitsbelastung sogar recht zufrieden. Fragt man sie nach den Chancen auf einen Status als Vollpartner sind sie dagegen skeptisch, ihre Bewertungen liegen hier deutlich unter dem (ohnehin niedrigen) Notendurchschnitt. Ist eine Karriere mit dieser Spezialisierung eine Sackgasse – aus der heraus allein der Weg in die Selbstständigkeit führt? Gibt es deshalb so viele Kanzleigründungen mit Schwerpunkt Konfliktlösung? Übrigens sind die Associates im Kartellrecht sowie Bank- und Finanzrecht ähnlich pessimistisch in Bezug auf ihre Partnerchancen.
Viel Arbeit wird mit viel Geld belohnt
Auch mit der Personalführung ihrer Arbeitgeber und dem Weiterbildungsangebot hadern die Konfliktlöser und vergeben hier ebenfalls deutlich unterdurchschnittliche Noten. Diese Unzufriedenheit haben sie mit den Associates aus dem Bereich Private Equity und Venture Capital gemeinsam: Auch die sehen ihre Vorgesetzten kritisch und die Weiterbildung ist ein wunder Punkt. Beim Thema Arbeitsbelastung bilden die Private-Equity-Anwälte, wenig überraschend, das Schlusslicht. Transaktionsmandate mit hohem Zeitdruck fordern viel Einsatz – die Bewertung liegt hier sogar noch deutlich unter der von M&A-Anwälten.

Immerhin lohnt sich die viele Arbeit in finanzieller Hinsicht, denn bei der Bewertung ihrer Vergütung vergeben die Private-Equity-Spezialisten die höchsten Noten im Vergleich aller Rechtsgebiete. Die Transaktionsboutiquen zahlen hohe Gehälter und vielleicht gibt es auch schöne Boni am Jahresende. Gilt das für alle Transaktionsexperten? Nein. Die Diskrepanz zwischen Private-Equity- und M&A-Anwälten ist groß – doch es überrascht, dass die M&A-Associates mit ihrem Gehaltsniveau sogar weniger zufrieden sind als der Marktdurchschnitt.
Hinweis zur Methodik: Grundlage ist die azur-Associate-Umfrage 2021. Dort haben rund 3.200 Teilnehmer ihr Rechtsgebiet benannt. Hier berücksichtigt wurden die Top-15-Rechtsgebiete mit jeweils mehr als 50 Teilnehmern. Das entspricht rund 2.900 Teilnehmern.