Legal Tech: Freshfields und Clifford Chance arbeiten an digitalen Innovationen
Zum Jahresende bringen zwei Spitzenkanzleien neue Legal-Tech-Initiativen auf den Weg. Freshfields Bruckhaus Deringer mietet sich ab Dezember im Technologie- und Innovationszentrum Factory Berlin ein, um dort mit einem gemischten Team aus Juristen und Technologieexperten an Ideen zur digitalen Entwicklung zu arbeiten. Clifford Chance hat mit der Clifford Chance Tech GmbH eine Tochtergesellschaft geschaffen, die mit dem Softwareanbieter Evana neue technologische Lösungen erarbeiten soll.
Die Zusammenarbeit von Freshfields mit der Factory Berlin ähnelt strukturell dem Frankfurter Modell ReInvent, das Baker & McKenzie vor einigen Monaten in Frankfurt an den Start brachte. In einer kreativen Start-up-Umgebung geht es darum, dass Juristen und Technologiespezialisten gemeinsam praxistaugliche Ideen für digitale Lösungen und Arbeitsprozesse entwickeln. Bei ReInvent sind auch namhafte Unternehmen wie Bosch, Daimler und ZF Friedrichshafen engagiert.
Während bei ReInvent explizit Legal Tech im Vordergrund steht, ist das Modell der Factory Berlin ein breit aufgestellter Innovationscampus. Die Denkwerkstatt von Audi und vergleichbare Teams von Siemens, BASF oder Deutsche Bank sind etwa nicht speziell auf Legal Tech ausgerichtet. Einer der für das aktuelle Projekt verantwortlichen Freshfields-Partner ist Dr. Andreas von Bonin, Kartellrechtler aus dem Brüsseler Standort. Doch will die Kanzlei ein festes Team aus fünf bis zehn Juristen und Technologieexperten aufbauen, das vor Ort arbeitet.
Berlin und Manchester gemeinsam
Die Bedeutung der jüngsten Legal-Tech-Initiative reicht indes über Berlin hinaus, so wird das Team eng vernetzt mit dem Zentrum im britischen Manchester arbeiten. Anwälte, die nur für einige Zeit dort arbeiten, sollen zudem weiter in ihre Fachteams eingebunden bleiben und an Mandaten mitarbeiten. Für 2019 hat Freshfields bereits weitere Schritte für eine digitale Produktschmiede angekündigt.
Clifford Chance will zusammen mit Evana deren Lösungen im Asset- und Transaktionsmanagement in der Immobilienbranche für den Einsatz im Bereich M&A und Gesellschaftsrecht weiterentwickeln. Head of Legal Tech ist bei der Kanzlei seit Jahresanfang die Frankfurter Corporate-Partnerin Dr. Sandra Thiel.
Die beiden aktuellen Initiativen machen deutlich, wie sehr das Tempo zunimmt, mit dem Kanzleien an Legal-Tech-Innovationen arbeiten. Gerade im M&A-Bereich stehen Kanzleien in zunehmend scharfem Wettbewerb, digitale Plattformen zu entwickeln, mit denen Transaktionsprojekte schnell und effizient unterstützt werden können. (Antje Neumann, Helena Hauser)