Associate-Zufriedenheit: Rote Laterne für MDP-Kanzleien
Die Rechtsberatungszweige multidisziplinärer Partnerschaften schneiden in der Gunst ihrer eigenen Anwälte durchweg schlechter ab als reine Anwaltssozietäten. Das zeigt deutlich die azur-Associate-Umfrage 2016, an der mehr als 3.000 junge Juristen teilnahmen.
Gegenübergestellt wurden für diese Auswertung MDP-Kanzleien und reine Anwaltskanzleien, die entweder als Rundumberater auftreten oder einen spezialisierten Boutique-Ansatz verfolgen. Dieser Analyse zufolge hat die Arbeit in einer MDP-Kanzlei nach Ansicht der befragten Associates im Vergleich zu anderen Kanzleiarten keine Vorteile.
MDP-Kanzleien liegen in allen Einzelaspekten hinten
Das Gesamturteil der Associates aus MDPs überschreitet nur knapp die Marke für „eher zufrieden“ (3,19 auf einer Skala von 1 bis 4). Full-Service-Anwaltskanzleien erreichen hier einen Durchschnitt von 3,43 und Boutiquen sogar 3,52. Bei einigen Teilaspekten liegen Boutiquen und Full-Service-Anwaltskanzleien meilenweit vorn.
Besonders auffällig sind die Unterschiede bei so zentralen Punkten wie Weiterbildung, Gehalt, Personalführung und Kommunikation seitens des Arbeitgebers. In diesen Punkten sind die MDP-Anwälte noch nicht einmal „eher zufrieden“ (entspricht einer 3 auf der Wertungsskala). Aber auch bei Punkten wie Internationalität, Arbeitsbelastung, Vereinbarkeit von Familie und Karriere oder Work-Life-Balance schneiden die MDP-Einheiten schlechter ab als alle anderen Kanzleien.
Besonders schlecht kommen neben den Partnerchancen auch die alternativen Karrieremodelle weg, die in diesen Organisationen mit ihrer meist recht hohen Leverage eigentlich gut etabliert sein müssten. Zwar sind auch in reinen Anwaltskanzleien die wenigsten Associates mit ihren Aufstiegsmöglichkeiten wirklich glücklich, doch nur in MDP-Einheiten liegen die entsprechenden Noten durchweg im negativen Bereich.
Nachteil für große Einheiten ohne klaren Fokus
Damit betrifft die MDP-Kanzleien in verschärfter Form, was als generelle Tendenz der Arbeitgeberbewertungen in der Associate-Umfrage gelten kann: Je größer und unübersichtlicher die Struktur einer Kanzlei und je weniger fokussiert oder margenträchtig das Geschäft ist, desto weniger zufrieden sind auch die Associates.
An der azur-Associate-Umfrage nahmen im Sommer 2016 insgesamt 3.138 berufstätige Juristen aus Kanzleien, Unternehmen, Beratungsgesellschaften und Behörden teil. (Norbert Parzinger)
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